Auch wenn es in diesem Bereich erst wenige Ansätze gibt, lassen sich doch Beispiele nennen. Einige setzen direkt an den persönlichen Kompetenzen der Schülerrinnen und Schüler an und wollen sie verbessern:

  • „Ich bin ich - Gesundheitsförderung durch Selbstwertstärkung in der Grundschule": In 32 Schulklassen in Göttingen und Dortmund wird dieses Programm durchgeführt. An jeweils 5 Gesundheitstagen werden mit den Kindern Themen bearbeitet wie Körpererfahrung / Körperbewusstsein, Selbstwert stärkende Selbstreflexion, gesundheitsfördernde Interaktion und Kommunikation, Freizeitverhalten und Gesundheit (Krause u. a. 2000 / 2001).
  • „Achtsamkeit und Anerkennung" - Materialien der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zur Förderung des Sozialverhaltens in der Grundschule: Diese Broschüre bietet reichhaltige Anregungen in Form von Unterrichtsbausteinen zu den Themen, wie das Klassenklima verbessert werden kann, wie Schülerinnen und Schüler lernen können, bei Konflikten zu vermitteln, wie Empathie und Perspektivenübernahme trainiert werden können, wie mit Mobbing in der Schule umzugehen ist, wie Schülermitbestimmung aktiviert werden kann, wie Leistungsrückmeldung angemessen erfolgen kann u. a.m. (BZgA 2002).
  • „Du seisch wo düre - Es ist Deine Entscheidung": Ein Programm aus der Schweiz zur Stärkung der Übernahme von Selbstverantwortung für das eigene Leben für Sekundarstufenschüler. In Gruppen- und Einzelgesprächen haben die Jugendlichen während der Schulzeit Gelegenheit, mit einer „Begleitperson" über ihnen wichtige Probleme zu sprechen und Lösungswege zu erarbeiten (Promotionsstelle des Bundesamtes für Gesundheitswesen 1994).
  • „Verrückt? Na, und! - Es ist normal, verschieden zu sein": Ein Projekt, das von einem Verein (Irrsinnig Menschlich e.V, Leipzig) Schulen angeboten wird und das zum Abbau von Vorurteilen gegenüber psychisch kranken Menschen beiträgt.

 

Andere Ansätze stärken Lehrkräfte in ihrer sozialen Kompetenz. Lehrkräfte erfahren in solchen Projekten, wie sie z. B. angemessener mit beruflichen Stresssituationen umgehen können, damit Schüler nicht zusätzlich belastet werden. Wie sie die persönlichen Anliegen von Schülerinnen und Schülern besser verstehen oder wie sie Konflikte konstruktiver lösen - dies können andere fruchtbare Ansatzpunkte sein.

Lehrkräfte zu stärken, ist deshalb ein weiterer Weg, die psychische Gesundheit nicht nur von Schülerinnen und Schülern zu fördern, denn die Lehrkräfte profitieren auch davon (Kretschmann 2000 und Hillert; Schmitz 2004).

Weiterhin gibt es Ansätze, die an dem Interaktionsgefüge der Betroffenen ansetzen: Wie gehen Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler miteinander um, wie ist die Stimmung in der Klasse, in der Schule? Fühlen sich die Schülerinnen und Schüler geborgen, haben sie das Gefühl, dass sie sich in ihrer Persönlichkeit entwickeln dürfen, oder herrscht ein Klima der Angst und Einschüchterung? Kooperative Ansätze, z. B. ein regelmäßig tagender Klassenrat, bei dem sich alle, Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler, aussprechen können, ein Morgenkreis, das Aushandeln von Regeln des Verhaltens in der Klasse etc. ermöglichen eine vertrauensvolles lernförderliches Klassen- oder Schulklima (Gordon 1995). Die Verbesserung des psychosozialen Klimas hat sich in mehreren Untersuchungen als eine sehr wichtige Strategie in der schulischen Förderung der psychischen Gesundheit herausgestellt (Freitag 1998).

Schließlich darf die Schule in ihrer materiellen Gegebenheit nicht außer Acht gelassen werden. Sie ist gleichsam „Pädagogik in Beton" (Hellmut Becker). Anonymität der Räumlichkeiten, Unfreundlichkeit und Ungepflegtheit der Schulanlage, Ordnungslosigkeit in Klassenraum und auf dem Schulgelände, Lärm und wenig Bewegungsspielräume sind einige der Merkmale, die für die psychische Gesundheit von Schülerinnen und Schülern von Belang sein können. Gemeinsame Aktionen zur freundlicheren Gestaltung der Klassenräume, des Schulgeländes und des schulischen Umfeldes („Sicherer Schulweg - Walking Bus") können förderliche Maßnahmen sein, die Schülern ein Gefühl der Wertschätzung und Sicherheit bieten.(Paulus 2002:970-975 und Paulus 2003a)

Wichtig bleibt aber bei all den möglichen Maßnahmen zu bedenken, dass einzelne punktuelle Aktionen, die oftmals mit erheblichem Aufwand betrieben werden, der Schule letztlich wenig nützen. Es kommt - wie oben schon erwähnt - auf integrierte Ansätze an, die Personen, Situation und Interaktionen in einer alltagsverträglichen Weise miteinander verbinden und die auch eine längere Projektphase vorsehen. Nur so bestehen reelle Chancen, dass die Interventionen nachhaltig im schulischen Alltag verankert werden, dass aus „Modellen guter Praxis" auch eine „Praxis guter Modelle" wird.