Kindtypische Konstellationen
Kinder müssen mühsam lernen, in die Gesellschaft hineinzuwachsen. Sie müssen Selbstkontrolle erwerben und lernen, mit Leistung, Erfolg, Misserfolg, Ordnung und Disziplin angemessen umzugehen. Sie erleben in sozialen Situationen "Stress", wenn sie nicht Ernst genommen werden, als Kleine ausgelacht und gehänselt werden und wenn die Erwachsenen die Welt nach ihren Bedürfnissen planen und darüber die der Kinder vergessen. Dann bleibt ihnen für Spiele und für das Träumen, für den harmonischen Wechsel von Anspannung und Entspannung im Unterricht in der Schule und in der Freizeit kaum noch Zeit.
Stresstest für Kinder
Was Erwachsenen banal erscheint, kann für Kinder bereits »Stress« sein. Die folgende Übersicht gibt Erfahrungswerte von Psychologinnen und Psychologen wieder, wie stark ein Ereignis Kinder belastet (1).
Stresssituation | Punkte- zahl |
Ein Elternteil stirbt | 100 |
Die Eltern lassen sich scheiden | 73 |
Ein Elternteil ist viel unterwegs | 63 |
Ein nahes Familienmitglied stirbt | 63 |
Das Kind erkrankt oder verletzt sich | 53 |
Ein Elternteil heiratet wieder | 50 |
Ein Elternteil wird arbeitslos | 47 |
Die Eltern versöhnen sich | 45 |
Die Mutter wird berufstätig | 45 |
Ein Familienmitglied erkrankt | 44 |
Die Mutter wird schwanger | 40 |
Schulschwierigkeiten | 39 |
Neue Lehrkräften oder neue Klasse | 39 |
Änderung der Finanzlage | 38 |
Neue ausserschulische Aktivitäten | 36 |
Änderung der Haushaltspflichten | 29 |
Aussergewöhnliche Leistungen | 28 |
Umzug | 26 |
Verlust eines Haustieres | 25 |
Ärger mit Lehrkräften | 24 |
Änderung der Kindergartenöffnungszeit | 20 |
Einschulung in eine andere Schule | 20 |
Urlaub mit der Familie | 18 |
Neue Freunde / Freundinnen | 18 |
Teilnahme an einem Ferienlager | 17 |
Familientreffen | 15 |
Änderung der Essgewohnheiten | 15 |
Geburtstagsfeier | 12 |
Kinder lernen sich krank
Die Zeitschrift "Eltern" hat zum Thema Schulstress einige Studienergebnisse aus jüngster Zeit zusammengestellt:
- Jedes dritte Kind kommt wegen Schulproblemen und Schulversagen zu Kinderärztin oder Kinderarzt.
- Die Hälfte der 13- bis 16jährigen nimmt täglich, regelmässig oder gelegentlich Kopfschmerztabletten.
- Jedes zehnte Kind im Alter zwischen 13 und 16 nimmt Schlaf- und Beruhigungsmittel ein.
- Nach 13 Jahren Schule haben 96 Prozent der Mädchen und Jungen kein ungetrübtes Verhältnis zur Schule.
- Bei der Hälfte der GymnasiastInnen und RealschülerInnnen beeinträchtigen schlechte Leistungen in der Schule die Beziehung zu den Eltern.
Anmerkungen:
(1) Ernst, A., Herbst, V., Langbein, K. & Skalnik, Ch. (1993), Kursbuch Kinder. Köln: Kiepenheuer & Witsch (S. 716)
Ulrich Barkholz, Georg Israel, Peter Paulus, Norbert Posse: Gesundheitsförderung in der Schule. - Ein Handbuch für Lehrerinnen und Lehrer. Landesinstitut für Schule und Weiterbildung, Soest 1997.