Das gewohnte Zeitmaß für die lebensgeschichtliche Einordnung und Verarbeitung von Erfahrungen wird durch diese Umbrüche verändert. Der Lebensrhythmus hat gegenüber vorigen Generationen starke Verwerfungen erfahren:

  • Wir kennen den 10-jährigen Grundschüler, der Gründer einer Software-Firma ist und seinem 43-jährigen Vater die Unterschriftsberechtigung für alle Geschäftsverträge übertragen hat.
  • Wir kennen das 17-jährige Model mit einem Jahreseinkommen von 40.000 Euro, das mit seinem 22jährigen Freund in einer Loft- Eigentumswohnung mitten in der Stadt lebt.
  • Wir kennen den 21-Jährigen, der seine Lehre zum zweiten Mal abgebrochen hat und immer mal wieder einen Job hatte, bevor er jetzt auf der Straße sitzt und erneut Sozialhilfe beantragt.
  • Wir kennen den 28-jährigen unverheirateten Studenten, der zwei Kinder hat und mit seiner zweiten Partnerin zusammenlebt, sich monatlich 400 Euro durch Jobben verdient, weitere 300 Euro von seinen Eltern bezieht und in der Wohnung seiner Eltern wohnt.
  • Wir kennen die 52-jährige Lehrerin, die wegen psychischer Probleme früh pensioniert wurde und jetzt schwarz als Surflehrerin auf Mallorca arbeitet.
  • Wir kennen den 78-jährigen pensionierten Professor, der ein Institut für Forschungs-und Entwicklungsarbeit mit 25 Mitarbeitern leitet.

Sind diese Menschen Kinder, Jugendliche oder sind sie Erwachsene? Sind sie in den Erwachsenenstatus, der mit vollwertiger Zugehörigkeit zu unserer Gesellschaft gleichgesetzt wird, bereits eingetreten oder nicht? Haben sie ihn schon wieder verlassen? Die traditionellen Standards für das Zeitmaß von biografischen und lebensgeschichtlichen Einordnungen sind bei diesen Menschen nicht mehr tauglich. Neue Maße und Standards haben wir aber noch nicht. Jeder einzelne Mensch muss sich diese Standards heute selbst erarbeiten.