Trotz der weiten Verbreitung der Gesundheitsfördernden Schulen hat sich gezeigt, dass sie kein integrierendes Konzept aller Ansätze schulischer Gesundheitsförderung darstellen. Es hat sich in den Schulen nicht durchgesetzt. Über die anfangs erwähnten Modellversuche, die mit Unterstützung durch die Bund-Länder-Kommission seit Anfang der 90er Jahre in der Bundesrepublik gelaufen sind, haben sie sich kaum weiterentwickelt. Und, was noch entscheidender ist, die aktuelle Debatte um die „Neuvermessung des pädagogischen Sinns von Schule" (Flitner 1996) findet ohne die schulische Gesundheitsförderung statt. Diese Reformbemühungen nehmen kaum Notiz von dem, was die schulische Gesundheitsförderung in den letzten 10, 12 Jahren erreicht und entwickelt hat. Die Gründe mögen vielfältig sein.

Einige der Gründe stehen für mich aber im Vordergrund: Einmal ist es so, dass die Gesundheitsfördernde Schule nicht aus der Schulpädagogik, aus schulischen Anliegen heraus entwickelt worden ist, sondern sie entstammt Interessen des Gesundheitssektors.

Schule soll sich in den Dienst der Gesundheit stellen. Die gesundheitlichen Belastungen, von denen ich am Anfang gesprochen habe, sind der Motor.

Die Kosten, die verursacht werden im sozialen und medizinischen System, sind es, die Anlass gegeben haben, Schulen damit zu beauftragen, mehr für die Gesundheit und jetzt hier im Speziellen für die psychische Gesundheit zu tun. Sie sind aber kein zentrales pädagogisches Anliegen. Sie sind nicht aus der Schule erwachsen, nicht aus den Heraus- und Anforderungen der Schule. So sind ja auch in der Bundesrepublik die entscheidenden Sponsoren bzw. die wichtigsten Kooperationspartner in der schulischen Gesundheitsförderung die Krankenkassen und die Institutionen, die dem Gesundheitssektor zuzurechnen sind. Die erwähnten großen Modellversuche in der Bundesrepublik zum Thema der Gesundheitsförderung bekommen ihr Geld aus den Förderprogrammen des Gesundheitssektors der Europäischen Union (Paulus 2003b:163-185).

Damit schulische Gesundheitsförderung aber erfolgreicher werden kann als in der Vergangenheit, damit sie sich mehr durchsetzen kann und zu einem allgemein akzeptierten Prinzip für Schulen werden kann, muss sie viel stärker als bisher die schulische Perspektive aufnehmen, d.h. hier muss von der Bildung her gedacht werden.