Günstige räumliche Voraussetzungen müssen oft erst geschaffen werden. Der Schlichtungsraum sollte so liegen, daß Störungen nicht zu erwarten sind. Die Einrichtung sollte eine Atmosphäre unterstützen, in der Schlichter und Kontrahenten sich wohlfühlen. Dazu können Blumen gehören oder eine Gestaltung der Wände, jedenfalls eine Sitzordnung, die Blickkontakt ermöglicht. Schreibpapier, Stifte und die erforderlichen Formulare sollten bereitliegen. Der Leitfaden der Streit-Schlichtung hängt für alle sichtbar aus.

Damit ein Schlichter leicht zu erreichen ist, kann zu Beginn des Schuljahres ein Dienstplan aufgestellt werden. Je zwei Schlichter sind in jeder groBen Pause im Schlichtungsraum anwesend. Soll eine Schlichtung stattfinden, einigen sich die Schlichter untereinander, wer in diesem Fall schlichtet.

Plakate mit den Fotos aller Schlichterinnen und Schlichter, auf denen ihre Namen und ihre Klasse stehen, helfen zu informieren. Diese Plakate und ggf. zusätzlich der Dienstplan können in der Pausenhalle, am Schwarzen Brett, an der SV-Säule und in den 5. und 6. Klassen sowie im Lehrerzimmer ausgehängt werden.

Wenn ein Streit stattgefunden hat, und die Kontrahenten eine Schlichtung wollen - vielleicht nachdem sie von einem Lehrer, dem Hausmeister, der Sekretärin, einem Klassensprecher, einem älteren Schüler oder Schlichter darauf hingewiesen wurden -, sollte diese möglichst bald stattfinden. Da die Pause, in der der Streit stattgefunden hat, in der Regel für die Schlichtung nicht ausreicht, müssen Schlichter und Kontrahenten sich mit ihren Fachlehrern der folgenden Stunde in Verbindung setzen, um eine Befreiung für die Dauer der Schlichtung zu erbitten. In der Regel wird dies bis zu 30 Minuten sein. Dabei muß auch mit einer Ablehnung gerechnet werden, denn es gibt gute Gründe, die eine direkte Befreiung nicht zulassen. Alternativen für diesen Fall, wie spätere Schlichtung oder die Wahl eines anderen Schlichters werden in der Ausbildung durchgesprochen.

Vor Einführung der Schlichtung durch Schülerinnen und Schüler muß das Kollegium im Rahmen einer Konferenz über den Sinn des Programms und über den geplanten organisatorischen Verlauf an der Schule informiert werden. Eine breite Zustimmung ist notwendig, um einen erfolgreichen Ablauf zu gewährleisten.

Günther Graun / Wolfgang Hünicke: Streit-Schlichtung: Schülerinnen und Schüler übernehmen Verantwortung für Konfliktlösungen in der Schule. Soest 1996.