Der polnische Philosoph Henryk Skolimowski hat über die Rolle der Architektur nachgedacht und dabei die Kurzformel geprägt: „Die Architektur ist ein Spiegelbild der Kultur."

Diese Formel lässt sich auch auf die Schularchitektur anwenden:

„Lernraumarchitektur spiegelt Lernkultur." Lassen Sie uns in den Spiegel blicken:

  1. Schulen, in denen schmale, innen liegende Flure als Fluchtweg konzipiert sind, fördern den Drang von Schülerinnen und Schülern und Lehrkräften, ihr Schulgebäude fluchtartig zu verlassen.
  2. Computer, die auf viel zu kleinen Schultischen in irgendeiner Klassenraumecke abgestellt sind, signalisieren, wie unausgegoren der Einsatz neuer Medien in der Schule vielerorts noch ist.
  3. Frontal aufgestellte Tischreihen geben über die vorherrschende Lernkultur Auskunft. Arbeitsplätze, die lediglich 65 cm schmal sind und weniger als 80 cm Tiefe bis zur nächsten Tischreihe oder zur Wand bieten, verraten, dass die Lernenden hier vor allem zum Stillsitzen erzogen werden - mit entsprechenden Folgen für die physische und psychische Gesundheit.
  4. Eine aus drei Partnertischen zusammengestellte Gruppentischformation, mit Blickrichtung zur Tafel aufgestellt, wirft die Frage nach der präferierten Lernform auf: Frontalunterricht, der mit der Tischform lediglich kaschiert wird, oder Kleingruppenarbeit, die durch die Form der Möblierung massiv beeinträchtigt wird?

Diese an deutschen Schulen am häufigsten anzutreffende Gruppentischformation hat sich in differenzierten arbeitswissenschaftlichen Studien als die ungünstigste erwiesen:

  1. Innerhalb der Gruppe treten extrem unterschiedliche Kommunikationsdistanzen auf, die sowohl auf Unterschiede in der Sitzentfernung als auch auf teilweise sehr ungünstige Blickwinkelbeziehungen zurückzuführen sind.
  2. Es besteht die Gefahr, dass Außenseiter durch die Sitzformation noch weiter ins soziale Abseits gedrängt werden.
  3. In einigen Fällen sind die Kommunikationsdistanzen zur Nachbargruppe geringer als zur eigenen Gruppe. Entsprechend groß ist das Störpotential bei der Gruppenarbeit.

Viel besser sehen die Kommunikationsbeziehungen in einer konzentrischen Gruppentischformation aus. Für 6er Gruppen lässt sich diese am besten mittels zweier Trapeztische herstellen, die ein Kantenmaß von mindestens 80 / 160 cm haben sollten.