Welches Wissen kann ich nutzen, wenn ich mit Kolleginnen und Kollegen gemeinsam gesundheitsförderlicher arbeiten will?


Wenn ich mir überlege, dass es auch sehr sinnvoll sein könnte, die Ideen der Gesundheitsförderung auf die berufliche Zusammenarbeit mit meinen Kolleginnen und Kollegen an der Schule zu übertragen, dann wird es mir helfen, wenn ich mir Kenntnisse über einige gruppen-, organisationspsychologische und -soziologische Aspekte der Schule Klarheit verschaffe. Es ist sicher auch nützlich, mich über die Erfahrungen, die Lehrkräfte mit kollegialen Beziehungen gemacht haben, kundig zu machen.

Allgemein wird es mir nützen, wenn ich weiß,

Allgemeine Kenntnisse der Forschung darüber, welche Defizite bzw. welche Wünsche, Hoffnungen und Erwartungen Lehrkräfte in bzw. mit den kollegialen Kommunikations- und Beziehungsformen erleben, können mir und meinen Kolleginnen und Kollegen helfen, realistisch an die "Sache" heranzugehen. Wenn wir nicht wissen, wie es andernorts aussieht, was allgemeiner Erfahrungsschatz und Kenntnisstand ist, könnten wir schnell geneigt sein, das, was in unserem Kollegium passiert, zu verabsolutieren. So gesehen kann der Blick über den "Tellerrand" manchmal beruhigend sein, weil er eigene Erfahrungen bestätigt, andererseits kann er aber auch Ansporn sein, weil er neue Möglichkeiten aufzeigt.

Wenn wir als Kolleginnen und Kollegen gesundheitsförderlicher miteinander umgehen wollen, dann ist es hilfreich, die Erkenntnisse aus der Organisationspsychologie und -soziologie zum "Betriebsklima (der Schule)" zu berücksichtigen. Sie zeigen mögliche Wege und Ziele auf, an denen die Schulleitung, meine Kolleginnen und Kollegen und ich mich selbst orientieren können.

Die Schulleitung und das Kollegium sind der "Motor", der das Thema Gesundheit in der Schule befördert. Ziehen die Kolleginnen und Kollegen nicht mit, dann kann ich vorerst nur alleine weitermachen. Also wird entscheidend sein, sie für die Idee der "Gesunden Schule" zu gewinnen.

Mit dem Begriff der Schulkultur werden grundlegende Annahmen und Überzeugungen der Lehrenden, Lernenden und anderweitig an der Schule Tätigen umschrieben, welche die Beziehungen der Menschen in der Schule und das Verständnis, was sie von Schule haben, prägen. Die gesundheitsförderliche Schulkultur steht sozusagen "hinter" dem gesundheitsförderlichen Schulklima. Sie trägt und ermöglicht es erst. Wenn ich nicht weiss, wie meine Kolleginnen und Kollegen über die Kultur unserer Schule denken, lasse ich eine sehr wichtige Dimension des Umgangs miteinander ausser Acht.

Ulrich Barkholz, Georg Israel, Peter Paulus, Norbert Posse: Gesundheitsförderung in der Schule. Ein Handbuch für Lehrerinnen und Lehrer. Landesinstitut für Schule und Weiterbildung, Soest 1997.