Rituale gegen den Lärm: „Die Stoppuhr“


Mehr noch als Gewalt und Schmutz beeinträchtigt der allgegenwärtige Lärm die Lernatmosphäre im Klassenzimmer.
Wie sehr Sie unter diesem Lärm zu leiden haben, haben zahlreiche Studien bewiesen.

Nach der Einschätzung vieler Lehrkräfte, lässt sich eine aufgedrehte Klasse nur mit fortgesetztem Schreien und Androhungen von Strafen „entschärfen“.
Eine große Stoppuhr (im Sportgerätefachhandel erhältlich) verfolgt einen ähnlichen Zweck, ohne einzelne Schüler als Straftäter zu stigmatisieren und schont Ihre Nerven ungemein.

 

Und so gehts:

Die Stoppuhr wird an einer zentralen Stelle im Klassenzimmer aufgestellt und kann von allen Plätzen aus gut gesehen werden. Immer wenn die Lautstärke im Klassenzimmer wieder einmal aus den Fugen gerät, setzt die Lehrerin oder der Lehrer die Stoppuhr in Bewegung.

Auch Schüler, die durch lautstarke Appelle nicht mehr zu erreichen sind, reagieren auf dieses non-verbale Signal: Sie stellen das Schreien und Brüllen ein und warten darauf, dass die Stoppuhr wieder angehalten werden kann.

Dazu ist die Lehrkraft aber erst dann bereit, wenn wirklich Ruhe eingetreten ist.

Am Ende der Stunde wird registriert, welche Ausfallzeiten angefallen sind und wie oft der Unterricht durch die Stoppuhr unterbrochen werden musste. Die Ergebnisse werden auf einem Poster festgehalten und an der Pinnwand ausgestellt. So kann die Klasse überprüfen, wie sich ihre Unterrichtsblockaden innerhalb der letzten Schulstunden entwickelt haben. Gleichzeitig können die Einzelergebnisse durch die Lehrkraft oder durch einen Schüler interpretiert werden.

Die Erfahrung zeigt, dass sich gerade aufgedrehte Schüler durch die Stoppuhr beeindrucken lassen – und das, obwohl damit keinerlei positive oder negative Sanktionen verbunden sind.
Lehrer und Schüler lernen mögliche Belastungsfaktoren des Unterrichtsklimas kennen. Sie entdecken wann und warum der Unterricht manchmal aus dem Ruder läuft. Und erst auf dieser Basis kann solchen Entwicklungen wirksam vorgebeugt werden.