Ausgangslage:

Sie haben sich für ein erstes Ziel entschieden und den entsprechenden Arbeitsschwerpunkt (Problemaspekt) festgelegt. Das Kollegium ist informiert.

Ziele:

Am Ende dieser Phase sollte deutlich sein,

  • an welchen Faktoren Sie die erwünschten Veränderungen festmachen können;
  • welche Einflüsse auf diese Zielfaktoren existieren;
  • wie diese unterschiedlichen Einflüsse zusammenhängen und sich gegenseitig bedingen;
  • an welchen Faktoren Sie Ihren Veränderungseingriff vornehmen wollen;
  • welche verschiedenen Handlungsalternativen für eine Durchführung bestehen;
  • für welches Projekt sich die Schule entschieden hat und
  • wer sich für einzelne Planungsschritte verantwortlich erklärt.

Die Entscheidung für ein Projekt, das am Ende dieser Planungsphase stehen soll, setzt eine genaue Kenntnis derjenigen, die diese Entscheidung treffen sollen, über die "Kosten und den Nutzen" dieses Projektes voraus.
Viel zu häufig werden in unseren Schulen Entscheidungen noch auf der Ebene der "Nick-Themen" (dazu muss man "Ja" sagen) getroffen, ohne dass die Beteiligten wissen, was bei einer solchen Entscheidung auf sie zukommt. Werden dann im Verlauf einer Durchführung die "Kosten" bekannt, wenden sich viele von dem Projekt ab, es verliert seine Unterstützung und verläuft im Sande.
Entscheidungen werden durch eine sorgfältige Planung vorbereitet. Es genügt nicht, sich konkrete Vorstellungen über einen gewünschten Zielzustand zu machen, sondern es ist notwendig, Ideen und Bilder darüber zu entwickeln, welche verschiedenen Einflüsse sowohl den bestehenden Zustand aufrechterhalten als auch die Entwickung in Richtung auf einen Zielzustand beeinflussen.
Diese Einflussfaktoren sind unterschiedlich aktiv oder träge, das heißt ihre Wirkung unterscheidet sich. Außerdem unterliegen (noch) nicht alle Einflussfaktoren dem direkten Zugriff der Schule (Beispiel: die Ausstattung mit Lehrerstellen).

Bildung von Gesundheitsgruppen in der Schule

Die Gesundheitsarbeitsgruppe bzw. -gruppen formulieren die gesundheitsbezogenen Probleme in Projektideen um, die praktikable Lösungen oder Verbesserungen für die festgestellten Defizite versprechen. Im Rahmen von Projekten sollen sie erprobt werden.

Zielfaktoren benennen

Wenn Sie an der Schule insgesamt ein Programm entwickeln wollen, welches im Sinne dieses Materials ein höheres Maß an Gesundheit zum Ziel hat, dann können Sie eine Reihe von Faktoren benennen, die sich zum positiven hin entwickelt haben sollten.
Dieses "Mehr an Gesundheit" bedeutet ja nicht, dass Sie von Null anfangen. In diesem Sinne gibt es unserer Meinung nach nicht die "gesunde Schule", sondern eher eine immer "gesündere Schule".
Ihr Projekt kann beispielsweise zum Ziel haben, dass Sie mit Ihrem Programm erreichen wollen, die Fehlquoten der Schülerinnen und Schüler (und Lehrkräfte) zu reduzieren, oder dass Schülerinnen und Schüler mehr lesen statt Videos zu sehen, dass mehr Sport betrieben wird, mehr miteinander geredet wird, der Spaß an der Schule zunimmt usw. Anregungen sind ja vielfältig in den vorangegangenen Kapiteln sowie in den Praxisberichten enthalten.
Ein solches Ziel wird für die Planung in konkrete Faktoren übersetzt, von denen Sie eine entsprechende Veränderung wünschen.
Unabhängig davon, welches Projekt Sie planen und konkretisieren wollen, die drei "großen" Zielbereiche zu Beginn dieses Kapitels sollten Sie in Ihre Planung einbeziehen:

  • das (individuelle) positive und aktive Gefühl des "In-der-Welt-Seins" 
  • die Entwicklung von Fähigkeiten, Strategien und Fertigkeiten zur aktiven Zielerreichung
  • die Schärfung des "kritischen Verständnisses" der sozialen und politischen Verhältnisse

Einflussgrößen beschreiben

Da sich die Zielfaktoren nicht von selbst verändern, müssen Wirkungen auf sie ausgeübt werden. Diese Einflüsse sind teilweise sehr vielfältig und nicht wirken immer direkt auf die Zielfaktoren.
Hilfreich ist es in diesem Schritt, einfach einmal alle Wirkgrößen zu benennen, die Ihnen in den Sinn kommen. In den folgenden Schritten werden diese Wirkfaktoren noch einmal einer Prüfung unterzogen, so dass eine umfangreiche Sammlung nicht den weiteren Prozess unnötig erschwert.
Hilfreiche Methoden:

  • Kartenabfrage
  • Brainstorming
  • Papiercomputer

Wirkungsgefüge darstellen

Die verschiedenen Einflüsse wirken nicht nur monokausal aufeinander, sondern stehen in unterschiedlicher Wechselwirkung. So führt die Erhöhung der Unterrichtsfächer auf dem "Umweg" über die Organisation des Stundenplanes zu mehr Springstunden innerhalb einer Schule. Oft ergeben sich bereits aus einer ausführlichen Darstellung des Wirkungsgefüges Ansatzpunkte für eine Veränderung innerhalb des Systems, die dann in Zielprogramme umgesetzt werden können.
Die Einflüsse können gleichgerichtet (je mehr von den einen desto mehr von dem anderen) oder entgegengerichtet (je mehr von dem einen desto weniger von dem anderen) sein.
Kompliziert werden Wirkungsgefüge deshalb, weil leider diese Einflüsse über die Zeit nicht stabil sein müssen. Ein Mehr an Öffentlichkeitsarbeit erhöht wahrscheinlich das Image der Schule; übersteigt jedoch diese Öffentlichkeitsarbeit ein bestimmtes Maß, kann sich das wiederum negativ auf das Schulimage auswirken usw.
In der Planungsphase werden verschiedene solcher Wirkungsgefüge über die Zeit diskutiert, hierbei ist es sinnvoll zwischen kurzfristigen (unmittelbaren), mittelfristigen (ein halbes bis ein Schuljahr) und langfristigen Wirkungen zu unterscheiden.
Hilfreiche Methoden:

  • Papiercomputer 

Unterschiedliche Handlungsalternativen entwickeln

Bei der Projektplanung durch eine Gruppe oder ein Team besteht häufig das Risiko, dass diese Gruppe sich mit der von ihr geplanten Strategie in sehr hohem Maße identifiziert. Dies kann sehr leicht dazu führen, dass Kritik oder Veränderungsvorschläge "persönlich" genommen werden und die Gruppenmitglieder demotivieren ("Wenn ihr das sowieso besser wisst, warum macht ihr das dann nicht?!").
Echte Entscheidungen, die dann auch von möglichst vielen verantwortet und getragen werden, lassen sich nur bei Alternativen treffen. Eine Entscheidung zwischen Zustimmung und Ablehnung ist immer problematisch, da die "Gegner" (Ablehner) sich in der Regel auch der Mitarbeit entziehen.
Gelingt es Ihnen, plausible Handlungsalternativen zu entwickeln, die als Entscheidungsgrundlage für das System Schule gelten, so erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass nicht nur ein fruchtbarer Diskussionsprozess in Gang kommt, sondern auch eine gemeinsam getroffene Entscheidung für eine Projektplanung, bei der sich möglichst viele Beteiligte mit ihren Interessen (aber auch Ängsten) wieder finden und ein hohes Maß an gemeinsamen Kräften freigesetzt wird (Synergieeffekt).
Hierzu gehört nicht nur die Beschreibung der zukünftigen wünschenswerten Bedingungen, sondern auch eine Auflistung des mit der jeweiligen Alternative verbundenen Aufwandes.

Information und Entscheidungsprozess in der Schule

Der vorletzte Schritt in der Planungsphase besteht darin, dass die gruppeninterne Planung für die verschiedenen Gruppierungen innerhalb der Schule geöffnet und transparent gemacht wird.
Eine Information auf breiter Ebene über die geplanten Veränderungen und eine sachliche Diskussion über die vorliegenden Planungsalternativen mit ihren "Kosten und Nutzen" wird das Interesse für eine gesunde Schule erhöhen und die Verantwortung des Einzelnen für seine eigene Lebenssituation deutlich hervorheben.
Schon allein damit sind wesentliche Ziele der hier vorgelegten Veränderungsstrategien erreicht.
Um die Entscheidung für ein Zielprogramm zu erleichtern, sollten die jeweiligen Kriterien, an denen eine Entscheidung gemessen werden kann, transparent sein.
Mit der Beschreibung der Zielfaktoren haben Sie bereits wesentliche Kriterien formuliert. Somit kann die Entscheidung darin bestehen abzuschätzen, welche der entwickelten Handlungsalternativen am Besten in der Lage ist, die erwünschten Veränderungen zu produzieren.
Nehmen Sie sich bei der Entscheidung Zeit. Versuchen Sie, die Entscheidung so gut durch Information und Diskussion vorzubereiten, dass sie im Konsens getroffen werden kann.
Hilfreiche Methoden:

  • Entscheidungsfindung/TED
  • Pro-Contra-Analyse
  • Kräftefeld-Analyse

Verantwortlichkeiten für das Zielprogramm festlegen

Kein Projekt entwickelt sich von allein. Es benötigt auch und gerade in der Durchführungsphase Menschen, die für einzelne Teilbereiche die Verantwortung übernehmen. Wenn sich auch nach einer hundertprozentigen Entscheidung niemand findet, der die geplanten Aktivitäten in die Tat umsetzt, bleibt das Projekt Makulatur.

Stellen Sie einen Handlungsplan auf, in dem genau festgelegt wird, wer (mit wem) was bis wann durchzuführen hat. Die "WAS-Elemente" liegen ja mit dem Zielprogramm vor, suchen Sie hierfür Personen, die die Verantwortung übernehmen. Das können Kolleg(inn)en oder Schülerinnen und Schüler, Einzelne oder Gruppen sein, nur: Sie sollten bei dieser Aufgabenverteilung anwesend sein und selbst zustimmen können.
Hilfreiche Methoden:

  • Handlungsplakat