Aus dieser Veränderung ergibt sich die Forderung, die bürgerschaftliche und rechtliche Absicherung des Status „Jugendlicher“ zu verbessern. Hier sind einige Vorschläge zu diskutieren, die unsere bisherigen Kulturmuster sprengen:

  • Spätestens vom 14. Lebensjahr an sollten Möglichkeiten eines verantwortlichen sozialen und ökonomischen Engagements von Jugendlichen gegeben sein, die öffentlich anerkannt und wahrgenommen werden. Eine viel stärkere Bedeutung als bisher sollten dabei wirtschaftliche, künstlerische und andere Dienstleistungen sein, die aus der schulischen Arbeit hervorgehen. Alles dies verlangt eine Umgestaltung von Schulen von staatlichen
  • Belehrungsanstalten zu bürgerschaftlich getragenen Sozialzentren. Schulen müssen verselbstständigt und zu einem kombinierten Bildungs- und Arbeitsplatz für Schülerinnen und Schüler umgestaltet werden. Arbeiten sollten Jugendliche nicht neben der Schule in ihrer Freizeit, sondern in der Schule, verbunden mit Ausbildung und Training, in Projektarbeit und innerschulischen Firmen.
  • Durch die Umgestaltung des Bildungssystems in ein gestuftes, aufeinander aufbauendes Ausbildungssystem mit kurzen Modulen und schnellen Abschlüssen kann ein weiterer Beitrag geleistet werden. Die Langzeitausbildungen gehören radikal abgeschafft, länger als drei Jahre in einem Stück sollte sich kein Schüler und kein Student an seiner Ausbildungsstätte aufhalten, danach ist erst einmal wieder eine berufliche Phase von mindestens einem Jahr fällig.
  • Die finanzielle Absicherung von Jugendlichen erfolgt heute ausschließlich über das Elternhaus. Vom 14., spätestens vom 18. Lebensjahr an sollte das heutige Institut des „Kindergeldes“ in ein „Ausbildungsgeld“ umgewandelt und den Jugendlichen direkt ausgezahlt werden. In Analogie zur Altersrente würde damit der jungen Generation eine finanzielle Grundsicherung für die Gestaltung der schulischen und beruflichen Ausbildung zur Verfügung stehen und eine gewisse Selbstständigkeit sichern. Jedem Jugendlichen und jeder Jugendlichen sollte zudem beim erfolgreichen Abschluss einer Ausbildung eine gesellschaftliche Garantie gegeben werden, einen ersten Arbeitsplatz zu erhalten, um den Einstieg in den Berufssektor zu sichern. Ein verpflichtendes sechsmonatiges Berufspraktikum für junge Männer und junge Frauen, das an die Stelle des heutigen Militär- oder Zivildienstes tritt, könnte hiermit verbunden sein.
  • Auch die politische und die kulturelle Beteiligung von Jugendlichen in Vereinen, Verbänden, Parteien, Kirchen und Wohlfahrtsorganisationen sollte auf eine andere Basis als bisher gestellt werden. In allen diesen Einrichtungen sollten die Angehörigen der jungen Generation früh Verantwortung und Mitbestimmung übernehmen. Die frühe Selbstständigkeit sollte sich auch in Verantwortung widerspiegeln. Ich bin der Auffassung, dass sich diese Verantwortung auch in einem Absenken des Mindestwahlalters auf 14 Jahre ausdrücken sollte, zumal nach allen vorliegenden Studien von diesem Alter an die politische Urteilskraft junger Menschen bereits nachdrücklich vorhanden ist. Diese Schritte sollten dazu beitragen, allen Jugendlichen eine befriedigende Individuelle Lebensführung mit einer bewussten biografischen Gestaltung der Lebensphase Jugend zu erleichtern. Hierzu gehören auch Beratungs-und Unterstützungsangebote, die sich direkt an Jugendliche wenden und auf Wunsch völlig unabhängig von den Eltern angefordert werden. Das gilt für psychologische Beratung in Freizeiteinrichtungen und Schnellgaststätten ebenso wie für medizinische und gesundheitsbezogene Konsultationen in Schule, betrieblicher Ausbildung und Universität.