Essen und Trinken ist praktisches Tun bei dem Verstand und Emotion beteiligt sind. Essen und Trinken lernen ist daher gebunden an Handlungsformen, die geeignet sind, alle Kräfte von Schülern und Lehrern zu aktivieren: Kopf, Herz und Hand.



Übersicht: Unterrichtliche Handlungsformen

Verstehende, dialogische, gestaltende, entdeckende und festigende Handlungsformen bilden die Grundlage.

Durch entdeckende Handlungsformen sollen Schüler angehalten werden, sich der alltäglichen, häufig wenig beachteten Gegebenheiten von Nahrung und Ernährung mit Aufmerksamkeit zuzuwenden. Beispielsweise kann Ess- oder Kaufverhalten erkundet und beobachtet oder die Reaktion von Hefe auf verschiedenartige Lebensbedingungen verglichen werden. Das Aufspüren von Wissenswertem sowie der Erwerb von Fähigkeiten und Fertigkeiten kann Interesse von Schülern für dieses gesundheitsförderliche Experimentierfeld erschließen.

Mit gestaltenden Handlungsformen werden sachbezogen handlungspraktische Kompetenzen von Schülern gefördert, z. B. im Umgang mit Küchenutensilien, mit Lebensmitteln, mit Essgeräten. Gleichzeitig werden Kreativität und ästhetischer Ausdruck gefördert, planende und organisierende Fähigkeiten geschult z. B. bei der Gestaltung eines Büfetts für das Frühstück in der Cafeteria.

Dialogische Handlungsformen im Zusammenhang mit Essen und Trinken lernen heben ab auf den Austausch von Erfahrungen und Wissenswertem, von Einschätzungen und Vorstellungen. Schüler können über dialogisches Handeln sensibel werden für frühere Ernährungssituationen, beispielsweise nach dem Krieg, durch Befragen von Zeitzeugen. Sie können Expertenwissen z. B. vom Bäcker erfragen oder über ihre Ernährungsgewohnheiten diskutieren. Dialogische Handlungsformen fördern kommunikatives Miteinander und nicht zuletzt den verantwortlichen Gebrauch des fachlichen Sprachschatzes.

Verstehende Handlungsformen sind geeignet, dem Verlangen von Schülern, Begründungen und Erklärungen zu erfahren, etwas als zweckmäßig, sinn- oder wertvoll begreifen zu wollen, zu entsprechen. Die reflexive Betrachtung der eigenen Ernährungsweise, die Beachtung von Regeln bei der Auswahl von Lebensmitteln, die Deutung gesellschaftlich bedingter Ernährungsrituale erfordern Handlungsformen, die auf Verstehen ausgerichtet sind.

Festigende Handlungsformen haben im Zusammenhang mit Essen und Trinken lernen insofern Bedeutung, als neues Wissen, neue Regeln, neue Verhaltensweisen auf Dauer nur eine Chance haben, wenn sie durch Wiederholung und Einübung zu neuen Gewohnheiten und Ritualen werden. Die entlastende Funktion von Routinehandlungen gerade in der tagtäglichen Ernährung sollte Schülern bewusst werden. Gleichzeitig ist auf Strategien zu ihrer häufig notwendigen Überwindung aufmerksam zu machen.

Darüber hinaus sind insbesondere solche Aktivitäten zu initiieren, die geeignet sind, fachliche und fächerübergreifende Aspekte zu verknüpfen, gegenüber zu stellen, im Zusammenhang zu sehen, Strukturen und Hintergründe zu durchschauen, Gegensätze zu verbinden oder Beziehungen zu stiften.
Beispielsweise kann Essen und Trinken lernen in der Schule nur erfolgreich sein, wenn Lebensweltvoraussetzungen und -umsetzungserfordernisse, nicht nur in Haushalt und Familie ernst genommen werden und ausdrücklich darauf eingegangen wird.
Am Prozess der Herstellung eines Hefeformgebäcks lässt sich beispielhaft verdeutlichen, dass mit kognitivem Vermögen die erforderliche Vorgehensweise zu erfassen ist. Leicht ist verständlich, dass das sich anschließende praktische Tun zwar in Korrespondenz zur Theorie geschieht, aber doch ganz andere Anforderungen stellt. Schließlich spielen, je weiter der Prozess fortschreitet und im günstigen Fall das Gebäck gelingt, positive Emotionen eine Rolle. Vorgänge dieser Art sind zu reflektieren und solche Rückkopplungen als Teil des Lernprozesses einzuplanen.
Selbstbestimmtes Lernen bekommt nur dann eine tragfähige Basis, wenn Schüler befähigt werden, gut zu beurteilende Ergebnisse im Zusammenhang zu sehen mit Wissen und Können.

Gesundheitsförderliche Ernährungsweise verlangt in hohem Maße Handlungskompetenzen wie begründen und abwägen, werten und Stellung nehmen, umsichtig und tolerant sein sowie fortlaufend verantwortliche Entscheidungen treffen für sich selbst und andere. Sie müssen daher bereits im schulischen Lernen verankert werden.