Der Mensch ist ein auf Bewegung angelegtes Wesen. Er benötigt seinen Körper und seine Bewegung, um sich mit der Umwelt auseinander zu setzen, um sich ein Bild von ihr zu machen und auf sie einzuwirken. Der Körper ist dabei Mittler der Erfahrungen, er ist aber zugleich auch Gegenstand, über den Erfahrungen gemacht werden.

Dies trifft auch noch auf Erwachsene zu, ist aber insbesondere für die kindliche Entwicklung von Bedeutung: Das Kind nimmt die Welt weniger mit dem „Kopf", also mit seinen geistigen Fähigkeiten, über das Denken und Vorstellen auf, es nimmt sie vor allem über seine Sinne, seine Tätigkeit, mit seinem Körper wahr. Durch Bewegung tritt das Kind in einen Dialog mit seiner Umwelt ein, Bewegung verbindet seine Innenwelt mit seiner Außenwelt. Die Welt erschließt sich dem Kind über Bewegung, Schritt für Schritt ergreift es von ihr Besitz. Mit Hilfe von körperlichen

Erfahrungen und Sinneserfahrungen bildet es Begriffe; im Handeln lernt es Ursachen und Wirkungszusammenhänge kennen und begreifen. So liefern die kinästhetischen Sinne, der Gleichgewichtssinn, der Tastsinn, das Sehen und das Hören dem Kind viele Eindrücke über seine Umwelt und über sich selbst in Zusammenhang mit ihr (Grupe 1992).

Der Körper ist die Nahtstelle zwischen dem Kind und der Welt. Es wirkt auf die Welt ein und wird gleichzeitig von ihr beeinflusst. Über Bewegung machen Kinder Erfahrungen mit der materialen und sozialen Umwelt und von sich selbst im Umgang mit ihr. Sie lernen, sich einzuschätzen, und gewinnen Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Sie machen Erfahrungen der eigenen Selbstwirksamkeit und erwerben damit die Voraussetzungen für den Aufbau eines positiven Selbstkonzeptes (Zimmer 2004a).

Aus anthropologischer Sicht zählt Bewegung zu den Grundbedürfnissen von Kindern, deren Erfüllung für ihre Entwicklung unabdingbar ist und daher auch von jeder Erziehungsinstitution berücksichtigt werden muss.