Die Gründe, die zur Erklärung der Situation der psychischen Gesundheit der Kinder und Jugendlichen herangezogen werden, sind vielfältig und komplexer Natur: Die Interaktion von genetischer Disposition, materielle und soziale Umwelteinflüsse, sozial geprägter Erlebens- und Verhaltensweisen sowie Strukturen der gesundheitliche Versorgung bildet ein Geflecht der Determination psychischer Gesundheit, das unter verschiedenen Perspektiven betrachtet werden kann.

Häufig werden kulturelle und wirtschaftliche Veränderungen als Gründe hervorgehoben: Wandel von Gesellschaft, Familie und Kindheit sind dann die wesentlichen Faktoren für die Imbalance, in die die psychische Gesundheit geraten ist. Individualisierung, Pluralisierung und Enttraditionalisierung sind wesentliche Markierungen dieser Prozesse. Sie lösen tradierte Normen und Werte, Beziehungsstrukturen auf und führen zu Orientierungsproblemen bei den Kindern und Jugendlichen.

Sie sind, wie es Klaus Hurrelmann einmal gesagt hat, die Seismographen der Gesellschaft, bei denen sich unmittelbar widerspiegelt, was sich in der Gesellschaft an Veränderungen vollzieht. Denn Kinder haben noch nicht die Möglichkeiten wie Erwachsene, die Herausforderungen und Anforderungen durch entsprechendes Bewältigungsverhalten anzugehen. Bei ihnen wird unmittelbar spürbar, wie sich die Gesellschaft gewandelt hat, wie Familie und wie ihre Kindheit sich verändert hat. Mit ihren psychischen und sozio-emotionalen Beanspruchungen zahlen sie sozusagen die Kosten der modernen Lebensweise (Hurrelmann 1994).

Zugleich wird in den epidemiologischen Daten auch deutlich, dass Gesundheit einen sozialen Gradienten hat. Nicht alle Kinder und Jugendliche sind in gleichem Maße betroffen und diesem gesellschaftlichen Wandel unvermittelt ausgesetzt. Kinder aus niederen sozialen Schichten, aus bildungsfernen Milieus, die sozial, kulturell, materiell benachteiligt sind, sind in besonderer Weise von psychischen Erkrankungen, psychischen Störungen und Auffälligkeiten betroffen.

Wandlungen der Familie, der Kindheit und der Gesellschaft sind erwähnt worden. Ein wesentlicher Teil der Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen ist aber die Schule: Kindheit und Jugend ist Schulzeit. Und Kinder kommen mit den erwähnten Belastungen und den daraus resultierenden Beanspruchungen in die Schule.

Schule steht hiermit heute vermehrt vor der Aufgabe, auch sekundäre Prävention zu leisten. Schule trägt aber auch zu den Belastungen bei, macht selbst auch krank.

Zugleich wird in den epidemiologischen Daten auch deutlich, dass Gesundheit einen sozialen Gradienten hat. Nicht alle Kinder und Jugendliche sind in gleichem Maße betroffen und diesem gesellschaftlichen Wandel unvermittelt ausgesetzt. Kinder aus niederen sozialen Schichten, aus bildungsfernen Milieus, die sozial, kulturell, materiell benachteiligt sind, sind in besonderer Weise von psychischen Erkrankungen, psychischen Störungen und Auffälligkeiten betroffen.

Wandlungen der Familie, der Kindheit und der Gesellschaft sind erwähnt worden. Ein wesentlicher Teil der Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen ist aber die Schule: Kindheit und Jugend ist Schulzeit. Und Kinder kommen mit den erwähnten Belastungen und den daraus resultierenden Beanspruchungen in die Schule. Schule steht hiermit heute vermehrt vor der Aufgabe, auch sekundäre Prävention zu leisten. Schule trägt aber auch zu den Belastungen bei, macht selbst auch krank.

Schule ist Teil der Gesellschaft. In ihrer Institution und in den tagtäglichen Organisationsabläufen spiegeln sich diese gesellschaftlichen Prozesse wider. Sie haben die Schule in eine auch krank machende Funktionskrise gestürzt. Diese hat nicht nur Auswirkungen auf die hier im Vordergrund stehenden Schülerinnen und Schüler, sondern vor allem auch auf die Lehrkräfte und auf das nicht unterrichtende Personal. 
(Hillert; Schmitz 2004; Schaarschmidt 2004; Schaarschmidt; Fischer 2001).

Die Belastungsforschung bei Schülerinnen und Schülern weist auf mehrere Faktoren hin, die bei entsprechender Ausprägung eine Rolle spielen können. (Freitag 1998 und Vuille u. a. 2004)

  1. Ein wichtiger Faktor ist das Klassenklima: Ist es von Zusammenhalt geprägt, von gegenseitiger Unterstützung oder findet Ausgrenzung von Schülerinnen und Schülern statt? Oder wird Gewalt gegen Einzelne ausgeübt?
  2. Wie sieht das Lehrer- Schüler-Verhältnis aus? Herrscht gegenseitige Akzeptanz, Wertschätzung, Offenheit und Respekt voreinander? Oder spüren Schülerinnen und Schüler Nichtbeachtung, Zurückweisungen und Erniedrigungen durch den Lehrer?
  3. Bewertung der Schulleistung ist ein weiterer Faktor. Herrscht Transparenz und Gerechtigkeit hinsichtlich der Leistungsanforderungen und der Leistungsrückmeldungen durch die Lehrkraft? Oder ist Intransparenz und Ungerechtigkeit an der Tagesordnung?
  4. Mit dem Schulklima ist ein weiterer Faktor angesprochen: Gibt es Gerechtigkeit im sozialen Miteinander und Zugehörigkeitsgefühl zur Schule unter der Mehrheit der Mitglieder der Schule? Oder verspüren die meisten ein Fremdheitsgefühl, ihr Ausgeschlossensein oder eine Unverbundenheit mit der Schule und ihren Anforderungen, ihren Werten und Normen?
  5. Die Räumlichkeiten sind ein weiterer Punkt, der in vielen Untersuchungen angesprochen worden ist. Gibt es Bewegungs- und Gestaltungsmöglichkeiten für die Schülerinnen und Schüler? Sind Räumlichkeiten verfügbar? Sind sie sauber? Oder sind die Räumlichkeiten eher weniger kind- und jugendgerecht gestaltet? Oder sind sie sogar verwahrlost?
  6. Mitbestimmung ist ein weiterer wichtiger Punkt. Können sich Schülerinnen und Schüler an der Ausformulierung und der Umsetzung von Regeln, die das Schulleben bestimmen, beteiligen? Wirklich beteiligen oder herrscht eine Pseudo-Partizipation vor? Schülerinnen und Schüler empfinden oft, dass es nur ein Alibi ist, dass sie teilnehmen dürfen, aber nicht wirklich Einfluss auf die Schule nehmen können.
  7. Und dann taucht als ein wichtiger Punkt auf in den Forschungen zu den Belastungen durch die Schule, dass Schule krank macht. Perspektiven und Sinnerfahrungen, die Schülerinnen und Schüler in der Schule erleben können, so dass sie spüren, dass ihre schulischen Leistungen mit beruflichen Ausbildungschancen einhergehen und sich Lebensperspektiven für sie eröffnen sowie Bezüge zum eigenen Leben in der Schule auch deutlich werden. Oder sie machen wenig Perspektiverfahrungen. Sie wissen nicht, wo es mit ihnen hingeht. Schule lässt sie allein. Sie erleben Schule als etwas Sinnloses, als etwas, dass nichts oder nur noch wenig mit ihrem eigenen Leben zu tun hat.