Psychische Gesundheit ist Voraussetzung für ein selbstbestimmtes und eigenverantwortliches Leben in einer sich wandelnden Gesellschaft. Sie ermöglicht den Aufbau tragfähiger sozialer Beziehungen und eines klaren geschlechtsspezifischen Rollenverständnisses, den Erwerb von Bildung, die Erhaltung und Stärkung beruflicher Leistungsfähigkeit, die Fähigkeit der Beachtung gesellschaftlicher Normen und die Übernahme sozialer Verantwortung. Psychische Gesundheit verleiht damit bereits jungen Menschen die Fähigkeit, sich kompetent mit gesellschaftlichen Anforderungen auseinander setzen zu können und dabei auch eigene Wünsche, Bedürfnisse und Hoffnungen zu verwirklichen.

Die Wechselwirkungen zwischen psychischen Belastungen und somatischen Erkrankungen sind weitestgehend bekannt. Sie gelten für Schülerinnen und Schüler genauso, wie für die Lehrkräfte.

Im Schulbereich ist die hohe Frühpensionierungsrate bei Lehrkräften ein wichtiger Indikator für starke berufliche Belastungen und die damit verbundenen Fehlbeanspruchungen durch den Lehrerberuf. Aktuell geht man davon aus, dass etwa die Hälfte der frühpensionierten Lehrkräfte aufgrund psychischer Erkrankungen aus dem Dienst ausscheidet. In der Potsdamer Lehrerstudie (Schaarschmidt/Kieschke) fanden sich in einer Stichprobe von über 7000 Lehrkräften aus allen Bundesländern und allen Schulformen fast 60 % Lehrkräfte, die einem gesundheitlichen Risikomuster zugeordnet werden können. Diese Lehrkräfte gelten als „gefährdet“, die beruflichen Beanspruchungen langfristig nicht erfolgreich bewältigen zu können und zu erkranken.

Ebenso hat der Anteil von Kindern und Jugendlichen mit psychischen Auffälligkeiten in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Die Daten aus dem letzten Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS) zeigen, dass es dabei zu einer Verlagerung von den somatischen zu psychischen Störungen kommt. Die Ergebnisse des KiGGS werden durch die BELLA-Studie im Wesentlichen bestätigt.

Trotz einer Vielzahl von Initiativen und Maßnahmen auf Landes- und kommunaler Ebene ist in den letzten Jahren eine weitere Zunahme von psychischen Auffälligkeiten und Störungen bei Kindern und Jugendlichen zu verzeichnen. Das Landesprogramm BuG hält es für notwendig, die psychische Gesundheit von Kindern, Jugendlichen und Lehrkräften im Rahmen eines Jahresthemas besonders in den Blick zu nehmen. Die 19. Landesgesundheitskonferenz entspricht ebenfalls dieser Auffassung: Sie hat am 9. Dezember 2010 eine Entschließung zum „Erhalt und Verbesserung der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Nordrhein-Westfalen“ verabschiedet.

Text der Entschließung