Erfahrungen haben gezeigt, daß Schlichterinnen und Schlichter sehr verantwortlich mit ihrer Aufgabe umgehen. Dienstpläne werden eingehalten, für Vertretung wird gesorgt, wenn jemand kurzfristig verhindert ist. Bei auftretenden Schwierigkeiten werden Lehrerinnen und Lehrer zu Rate gezogen. Die jüngeren Schüler empfinden die Hilfe durch Streitschlichter nicht als "Strafe", sondern gehen positiv damit um. Die Institution "Streit-Schlichtung" wird von ihnen immer wieder als hilfreich bezeichnet, weil sie ihnen die Sicherheit gibt, im Falle von auftretenden Schwierigkeiten nicht allein gelassen zu werden. Schüler, die in der Streit-Schlichtung eine Lösung gefunden haben, gehen sehr beruhigt in den Klassenraum zurück und können sich meist schnell auf den Unterricht einstellen. Auch die Mitschülerinnen und Mitschüler im Klassenraum lassen sich nicht ablenken, fragen nicht nach und lachen nicht.

Es ist sehr selten, daß dieselben Schüler, die einen Streit erfolgreich zusammen gelöst haben, noch einmal in einen schweren Konflikt geraten. Streitschlichter erzählen, daß sie ein anderes Bewußtsein für Streitigkeiten bekommen haben und sich besser in der Lage fühlen, Streitigkeiten im außerschulischen Bereich zu lösen.

Erfahrungen aus der Schule zeigen, daß das Modell der Streit-Schlichtung auch bei älteren Schülerinnen und Schülern funktioniert, nur ist dann ggf. ein Lehrer oder eine Lehrerin als Schlichter erforderlich. Gleichaltrige sind hier meist überfordert.

Günther Graun / Wolfgang Hünicke: Streit-Schlichtung: Schülerinnen und Schüler übernehmen Verantwortung für Konfliktlösungen in der Schule. Soest 1996.