Dieses Verfahren (1) ermöglicht lebendiges Lernen in Gruppen. Gruppenleiter achten auf die Einhaltung von spezifischen Normen und Verfahrensweisen, die im Konzept der TZI als Axiome und Postulate ausgewiesen sind. Die Axiome gelten als Grundsätze des Handelns, welche als Gegensatzeinheiten interpretiert (2) werden: Einer These wird eine Gegenthese gegenübergestellt und der Gegensatz in einer Synthese auf eine höhere Stufe gestellt:

TZI-Axiome
1. AxiomWahre Autonomie entsteht nur dann, wenn es dem Menschen gelingt, sich seiner Abhängigkeiten bewusst zu werden, sie zu bejahen und sie mit seinen individuellen Ansprüchen und Bedürfnissen konstruktiv zu vermitteln.
2. AxiomDer Mensch ist entwicklungsfähig. Er wird aufgefasst als Wesen, das zur Liebe zu sich selbst und seinen Mitmenschen und zur Ehrfurcht vor dem Kosmos fähig ist. Andererseits findet er in sich selbst und in anderen destruktive Tendenzen vor, die vielfach nicht bewusst sind. Eigenes und fremdes Handeln ist daraufhin zu bewerten, ob es sich mit humanen Werten vereinbaren lässt.
3. AxiomMenschliches Handeln ist begrenzt, aber die Grenzen lassen sich verschieben: Ich bin nicht allmächtig, ich bin nicht ohnmächtig, aber ich bin partiell machtlos.


Um die in den Axiomen enthaltenen Handlungsgrundsätze für den zwischenmenschlichen Umgang miteinander zu konkretisieren, gibt es Postulate, die sich als oberste Lehrziele der TZI auffassen lassen.

TZI-Postulate
1. Sei deine eigene Chairperson.Achte auf innere und äußere Widerstände. Nimm Begrenzungen eigener Wünsche und Bedürfnisse bewusst wahr.
2. Störungen haben Vorrang. Entscheide dich für eigene Wünsche oder soziale Forderungen. Übernimm auch die Verantwortung für diese Entscheidungen.
3. Verantworte dein Tun und Lassen persönlich und gesellschaftlich.     Die Handlung oder Unterlassung selbst soll das Resultat aus bewusster Wahrnehmung und Entscheidung sein.

 

 

Gesundheitsförderung und TZI

Wenn Gesundheit als die Fähigkeit verstanden wird, sich mit belastenden Situationen nicht resignativ abzufinden, sondern sie in Kooperation mit anderen so zu verändern, dass das individuelle und gemeinsame Wohlbefinden aller gefördert wird, so zeigen sich hierin deutliche Parallelen zur TZI. Wie bei den Schritten zu einer Gesundheitsfördernden Schule wird diese Fähigkeit nicht als individuelle Kompetenz entwickelt, sondern in Zusammenarbeit und Auseinandersetzung mit anderen. Situationen zu verändern, setzt eine wertende Haltung voraus, die prüft und artikuliert, in welchem Masse gegenwärtige und zukünftige Situationen unter Wertgesichtspunkten einzuschätzen sind, denen Liebe, Mitmenschlichkeit und Gerechtigkeit immanent sind.

Der angemessene Umgang mit Begrenzungen und Widerständen bei der praktischen Umsetzung von Veränderungen (vgl. 3. TZI-Axiom) ist ebenso zentrales Anliegen gesundheitsförderlicher Schulentwicklungen. Vor utopischen Machbarkeitsfantasien und pessimistischen Ohnmachtsvorstellungen wird gewarnt und stattdessen dazu ermuntert, die kleinen Schritte und Erfolge wertzuschätzen.

Eine weitere Parallele: Auch im Konzept der Gesundheitsförderung wird davon ausgegangen, dass Körperempfindungen und Gefühle der Ausgangspunkt für Lernprozesse sind, auf deren Fundament sich Entscheidungen für selbstbestimmte Lebensentwürfe entwickeln. Diese Lebensentwürfe orientieren sich sowohl an persönlichen Bedürfnissen wie an gesellschaftlichen Notwendigkeiten. Reflektierte Wahrnehmung und bewusste Entscheidungen führen zu Handlungen, die sowohl den eigenen Bedürfnissen der Person entsprechen, zugleich aber auch an die Forderungen der Realität angepasst werden.

Die Themenzentrierte Gesundheitswerkstatt als integrales Konzept

Gesundheitsförderung bestimmt die allgemeine, übergeordnete Handlungsorientierung.

Die Zukunftswerkstatt gliedert den Gesamtzusammenhang des Projekts in die Teilphasen "Kritik", "Utopie" und "Realisierung".

Die normativen Vorgaben der Themenzentrierten Interaktion sind richtungsweisend für den Moderations- und Kommunikationsstil der Gruppe.
Anmerkungen

(1) Cohn, R.C.: Von der Psychoanalyse zur Themenzentrierten Interaktion, Stuttgart 1981
(2) Reiser, H.: TZI als pädagogisches System, in: Reiser, H./Lotz, W.: Themenzentrierte Interaktion als Pädagogik, Mainz 1995, S. 22f

Walter Kamps in: Ulrich Barkholz u.a.: Gesundheitsförderung in der Schule. Ein Handbuch für Lehrerinnen und Lehrer. Soest 1998.