Die Gesundheitsfördernde Schule als Organisation - Ihre Kernelemente und Subsysteme

Wenn nun die Gesundheitsfördernde Schule in ihrer Gesamtheit näher beschrieben wird, wird auf Erkenntnisse der psychologischen und soziologischen Organisationsanalyse der Schule zurückgegriffen. Hierzu werden zunächst einige grundsätzliche Sachverhalte dargelegt, bevor in Anlehnung an eine Unterscheidung von Glasl (1) die Gesundheitsfördernde Schule in ihren Kernelementen und Subsystemen beschrieben wird.

Schule als Organisation:

Die Organisationsanalyse geht davon aus, dass die Schule als eine Organisation betrachtet werden kann, die eine materiell sichtbare, eine konstruierte und eine sich entwickelnde Ordnung aufweist (2).

Die materiell sichtbare Struktur stellt u.a. das Schulgebäude mit den verschiedenen Funktionsräumen dar, beinhaltet die Mitglieder bzw. die Beschäftigten und auch die offenkundigen Zwecke der Schule.

Schule ist in dieser Perspektive Organisation und man spricht in dieser Hinsicht von ihr als Institution Schule. Schule hat aber auch eine Organisation. Sie hat Instrumente (Erlasse, Verordnungen, Anweisungen, Gebote, Verbote, aber auch Ziele und Pläne), mit denen sie die beteiligten Personengruppen auf ihre Ziele hin steuert und in die Pflicht nimmt.

Schule wird aber nicht nur organisiert, sondern sie organisiert sich auch selbst. Durch die Interaktion der Beteiligten entstehen ineinander und miteinander verwobene Beziehungsnetze (Cliquen, Fraktionen, Gruppierungen), die das psychosoziale Klima und die Schulkultur mit prägen. Diese Ordnung erhält sich selbst und verändert sich aufgrund der Entwicklung der an ihnen beteiligten Personen (3).

  • Schule als materiell sichtbare Struktur mit ihren grundlegenden Zielen (Institution)
  • Schule als instrumentell-konstruierte Ordnung (Instrument)
  • Schule als sich selbst entwickelnde Ordnung (Interaktion)

Die Prozesse der instrumentellen Organisation und der Selbstorganisation sind komplementäre Prozesse. Sie geben der jeweiligen Schule als funktionierender Institution ihr individuelles Gepräge.

Für die differenzierte Darstellung der "funktionierenden Institution" der Gesundheitsfördernden Schule wird im Folgenden auf eine Unterscheidung Bezug genommen, die Glasl (4) vorgenommen hat. Er geht in der Organisationsanalyse von drei Subsystemen aus, die hier bezeichnet werden als

  • kulturell-politisches Subsystem
  • strukturell-soziales Subsystem
  • technisch-instrumentelles Subsystem

Den drei Subsystemen sind insgesamt sieben Kernelemente von Organisationen zugeordnet. Sie sind am Beispiel der Gesundheitsfördernden Schule kurz skizziert und werden in den folgenden Abschnitten eingehender erläutert.

Kernelemente und Subsysteme der Gesundheitsfördernden Schule
Element InhalteSubsystem
Identität
  • Gesundheitsförderung der WHO als Leitbild;
  • ganzheitlicher Gesundheitsbegriff;
  • Gesundheit als hoher Wert;
  • Gesundheit in Selbstverantwortung;
  • Beschluss der Schulkonferenz, eine Gesundheitsfördernde Schule zu werden.
Kulturell-politisches
Subsystem
Strategie 
  • Ausgehen von den Bedürfnissen, Wünschen und Hoffnungen der Betroffenen;
  • Betroffene zu Beteiligten machen;
  • Einbeziehung aller an der Schule beteiligten Personengruppen;
  • Gesundheit geht alle an.
Aufbaustruktur
  • Schulprojektkoordinatorin und -koordinator,
  • Schulprojektteam;
  • Gesundheitsplenum;
  • Gesundheitsarbeitsgruppen
Strukturell-soziales Subsystem
Menschen,
Beziehungen 

  • Gesundheitsbewußte Mitglieder der Schule;
  • Gesundheitskompetente Mitglieder;
  • gesundes psychosoziales Schulklima.
Organe,
Funktionen  
  • Schulprojektkoordination: Planung;
  • Unterstützung von konkreten gesundheitsbezogenen Maßnahmen;
  • Öffentlichkeitsarbeit.
  • Gesundheitsplenum: Diskussion und Bewertung gesundheitsbezogener Maßnahmen;
  • Vorschläge an die Schulkonferenz;
  • schulint. Gesundheitsberichterstattung.
  • Gesundheitsarbeitsgemeinschaften:
  • Durchführung von gesundheitsbezogenen Maßnahmen
Ablaufstruktur 
  • gemeinsame, abgestimmte und sorgfältige Planung;
  • Transparenz der Entscheidungen;
  • Diskussionen von Entscheidungen unter Beteiligung aller Betroffenen bzw. ihrer Vertreterinnen und -vertreter;
  • gesundheitsförderlicher Unterricht;
  • gesundheitsförderlicher Tagesablauf und Arbeitsablauf
  • gesundheitsförderliches psychosoziales Schul- bzw. Klassenklima.
Technisch-instrumentelles Subsystem
Bauliche Realität,
mat. Umwelt
  • gesundheitsförderliche Gestaltung der Schulräume, des Schulhofes, des schulischen Umfeldes, des Schulweges;
  • Aufenthalts- bzw. Ruheräume, Disco, Cafeteria;
  • gesundheitsgerechte Schulmöbel;
  • gesundheitsschonende Reinigung der Schule.

Das kulturell-politische Subsystem der Gesundheitsfördernden Schule

Hier geht es um die Identität der Gesundheitsfördernden Schule und darum, mit welchen grundlegenden Strategien solch eine Identitätsvorstellung in der Schule verwirklicht werden kann.

Mit dem Begriff der Identität ist etwas angesprochen, was in der Organisationspsychologie und -soziologie mit "Corporate Mind" oder "Corporate Identity" bezeichnet wird. Es geht dabei um das Selbstverständnis als Gesundheitsfördernder Schule, um die dazu gehörigen Grundwerte, Leitbilder und (Fern-)Ziele, um "Sinn und Zweck" einer solchen Schule und um ihre "Schulkultur"

Überlegen Sie einmal selbst für Ihre Schule:
Wie ist es um die "Corporate Mind" Ihrer Schule bestellt?

Wie würden Ihre Kolleginnen und Kollegen auf die folgenden Fragen antworten?
1. Identitätsdimension:Wer sind wir?
2. ZieldimensionWo wollen wir hin?
3. RessourcendimensionWas macht uns stark?
4. DifferenzdimenisonWas unterscheidet uns von anderen?
5. KohärenzdimensionWas verbindet uns?
  • Gäbe es klare Antworten
  • Wo hätte die Gesundheitsfördernde Schule in der "Corporate Mind" Ihren Platz?
  • Gäbe es überhaupt ein "Wir", auf das sich Ihre Kolleginnen und Kollegen verständigen könnten?

Die Identität der Gesundheitsfördernden Schule

Vom Gesichtspunkt ihrer Identität her betrachtet, sind für die Gesundheitsfördernde Schule folgende Merkmale charakteristisch:

Die Gesundheitsförderung im Sinne der Ottawa-Charter der WHO fungiert als Leitbild:

Ihre grundsätzlichen Inhalte seien hier nur noch einmal kurz genannt

  • Adressat der Gesundheitsförderung ist der Mensch als Person
  • Gesundheitsförderung ist ein salutogenetisch ausgerichtetes Konzept
  • Gesundheitsförderung ist ein soziales und sozialpolitisches Konzept
  • Gesundheitsförderung ist ein settingbezogenes Konzept
  • Gesundheitsförderung ist ein explizit demokratisch-emanzipatorisches Konzept

Die Gesundheit wird ganzheitlich als personales Geschehen aufgefasst:

Es umfasst physische, psychische, soziale, ökologische und spirituelle ("sinnerfüllende") Aspekte des Wohlbefindens und ist abhängig von einer Vielzahl von Faktoren, die z.T. in der Person selbst liegen oder die von der Mit- und Umwelt auf den Menschen einwirken.

  • Das Befinden einer Person in der Schule ist ein transaktionales Phänomen: Es ist davon abhängig, inwieweit es der Person gelingt, sich (a) produktiv mit den intellektuellen, den sozial-emotionalen, den arbeitsinhaltlichen und arbeitsorganisatorischen Anforderungen der Schule auseinander zu setzen und (b) inwieweit es ihr gelingt, sich mit eigenen Vorstellungen, Wünschen und Hoffnungen in den Unterricht, in das Schulleben und am Arbeitsplatz einzubringen.
  • Die Gesundheit ist ein hoher Wert: Die Gesundheitsfördernde Schule ist ein Ort, an dem sich die Menschen um die Gesundheit, um das gemeinsame Wohlergehen kümmern. Gesundheit ist ein Wert, auf den geachtet wird, der nicht im schulischen Alltag unter- oder verloren geht.
  • Ein selbstverantwortlicher Umgang mit der Gesundheit ist Standard: Die Gesundheitsfördernde Schule geht davon aus, dass Gesundheit maßgeblich gefördert werden kann, wenn Menschen sich selbstverantwortlich um ihr Wohlergehen kümmern. Sie will mit dieser Position aber nicht mit dazu beitragen, gesellschaftliche und politische Verantwortung für das Wohlergehen beim einzelnen "abzuladen" und ihn für sein mögliches Missgeschick auch noch verantwortlich zu machen. Sie will vielmehr im Sinne einer Ermutigung, die Schülerinnen und Schüler, die Lehrkräfte etc. dazu auffordern, ihre Lebensbedingungen und Lebensweisen in einer positiven, gesundheitsdienlichen Weise selbst mit zu gestalten. Sie will Chancen eröffnen, gesund in der Schule zu leben, zu lernen, zu lehren und anderweitig zu arbeiten. Sie will so Gesundheit zur leichteren Wahl machen. Schule soll als Ort erlebt werden können, der nicht zwangsläufig krank machen muss, sondern ein Ort sein kann, an dem Gesundheit "hergestellt" und erfahren werden kann.

Strategie der Gesundheitsfördernden Schule

Die Strategie der Gesundheitsfördernden Schule ergibt sich aus der "Philosophie" der Gesundheitsförderung. Da es ihr Ziel ist, die Selbstbestimmung über die Gesundheit und ihre Bedingungen zu fördern, stehen auch die Bedürfnisse, Wünsche und Hoffnungen der Betroffen in der Schule im Zentrum. Alle gesundheitsförderlichen Bemühungen nehmen dort ihren Ausgang und dort finden sie auch ihr letztes Ziel.

  • Aus Betroffenen macht die Gesundheitsfördernde Schule Beteiligte an der schulischen Veränderung: Selbstbestimmung ist nicht nur Ziel, sondern auch Methode. Gesundheitsförderung wird deshalb in der Gesundheitsfördernden Schule nicht mit oder für die Betroffenen gemacht, sondern sie sind selbst die Akteure.
  • Die Gesundheitsfördernde Schule geht alle an: Gesundheit ist nicht nur ein Thema, das auf die Schülerinnen und Schüler gemünzt ist. Schule als Lern- und Arbeitsplatz hat Gesundheitsrelevanz für alle an der "Veranstaltung Schule" beteiligten Personengruppen. Dies sind neben den Schülerinnen und Schülern, ohne Anspruch auf Vollständigkeit
    • Lehrkräfte,
    • Eltern,
    • Sekretärinnen,
    • Schulpsycholog(inn)en,
    • Schulsozialarbeiter(inn)en,
    • Schulsozialpädagog(inn)en und die
    • Hausmeisterei.
  • Sie alle bezieht die Gesundheitsfördernde Schule in den Diskurs über die Gesundheit in der Schule mit ein.

Das strukturell-soziale Subsystem der Gesundheitsfördernden Schule

Hier geht es um die Aufbauprinzipien und Strukturen der Gesundheitsfördernden Schule. Es geht auch um die Menschen, die in der Schule tätig sind mit ihren jeweiligen Kompetenzen, Funktionen und Aufgaben. Ebenso werden die zwischen-menschlichen Beziehungsgefüge und das psychosoziale Klima dieser Schule beachtet.

Die Aufbaustruktur der Gesundheitsfördernden Schule

Die Gesundheitsfördernde Schule gleicht im grundlegenden organisatorischen Aufbau den anderen Schulen. Sie hat aber ihre Struktur etwas verändert, damit sie auf gesundheitliche Herausforderungen und Problemstellungen angemessen reagieren und auch selbst eigene Fragestellungen entwickeln und umsetzen kann (1).

  • Die Gesundheitsfördernde Schule schafft Verantwortlichkeiten: In den Gesundheitsfördernden Schulen finden sich zumindest Schulprojektkoordinatorinnen bzw. -koordinatoren oder auch Schulprojektteams, die aus mehreren Lehrkräften bestehen und zu denen auch Vertreterinnen und Vertreter der Schulleitung, der Schüler- und Elternschaft sowie andere Personengruppen der Schule gehören können. Die Koordinatoren bzw. die Teammitglieder sind durch Beschluss der Schulkonferenz mit dem Projekt "Gesundheitsfördernde Schule" beauftragt. Sie sind die Keimzelle und das organisatorische Zentrum, das die gemeinsam gewollte Entwicklung der Schule koordiniert, begleitet und fördert.
  • Die Gesundheitsfördernde Schule schafft einen Ort für die Gesundheit: In ihrer Entwicklung weiter vorangeschrittene Schulen haben bei sich ein Gesundheitsplenum , einen Runden Tisch Gesundheit oder einen Gesundheitszirkel eingerichtet. Sie sind der Ort in der Schule, an dem öffentlich von Vertretern der verschiedenen Personengruppen über gesundheitsrelevante Problemstellungen diskutiert werden kann. Ziel solcher Zusammenkünfte ist es, gemeinsam festzulegen, welche gesundheitlichen Probleme an der Schule existieren, wer davon betroffen ist und welche der Probleme in welcher Reihenfolge bearbeitet werden sollen. Entsprechende Protokolle und Vorschläge gehen an die Schulkonferenz. Die Schulprojektkoordination beruft das Plenum ein und moderiert ihre Sitzungen.

Im Plenum wird auch bestimmt, wer für die Planung, Durchführung und Auswertung der in Aussicht genommen Projekte verantwortlich "zeichnet". Für jedes der Projekte bildet die Gesundheitsfördernde Schule Gesundheitsarbeitsgruppen, die diese Aufgaben übernehmen und dem Gesundheitsplenum in festgelegten Zeitabständen über den Fortgang ihrer Projekte berichten. Diese Arbeitsgruppen sind mit Vertreterinnen bzw. Vertretern der verschiedenen Beteiligtengruppen besetzt.

Menschen und Beziehungen in der Gesundheitsfördernden Schule

Die "Philosophie" der Gesundheitsförderung macht sich auch auf der Ebene der Personen, die in der Schule lernen, lehren und anderweitig arbeiten bemerkbar.

Sie gehen gesundheitsbewusst mit sich selbst und anderen um und werden darin von der Schule unterstützt. Sie übernehmen Verantwortung für die eigene Gesundheit und die ihrer Mitmenschen in der Schule. Im idealen Fall verfügen sie über ein ausgereiftes Wissen über die Gesundheit und ihre Bedingungen. Dieses Wissen ist sowohl fachlichwissenschaftliches Wissen als auch selbsterfahrenes Wissen, was sich die Personen durch ihre aufmerksame Lebenserfahrung angeeignet haben.

Da Gesundheit als ein individuelles Phänomen verstanden wird und jeder für sich selbst seine ihm gemäße Gesundheit "entdecken" muss, steht das personenbezogene Gesundheitslernen in der Schule hoch im Kurs - getreu dem Motto, dass "Gesundheit der Weg ist, der sich bildet, indem man ihn geht und gangbar macht" (Schip-perges).

Die Mitglieder der Gesundheitsfördernden Schule sind auch überwiegend der Auffassung, dass Gesundheit durch das eigene Verhalten beeinflusst werden kann. Sie fühlen sich nicht als Opfer, sondern als Akteure ihres Gesundseins. Gleichwohl erkennen sie an, dass Gesundheit nicht allein in ihrer Hand liegt. Sie suchen aber nach Beeinflussungsmöglichkeiten und testen die Grenzen aus. Sie erkennen Gesundheit als einen hohen Wert an und argumentieren gesundheitsbewusst. In der Diskussion um Gesundheitsfragen erkennen sie Gesundheit als ein Grundrecht an, das jedem als ein allgemeines Menschenrecht zusteht. Sie setzen sich dafür ein und kümmern sich und tragen Sorge um die Gesundheit ihrer Mitmenschen.

  • Gesundheitskompetente Mitglieder: Die Mitglieder der Schule haben auf vielfältige Weise ihre Gesundheitsressourcen entwickelt und werden darin von der Schule gefördert. Die Schülerinnen und Schüler haben diese im fächerübergreifenden und projektorientierten gesundheitsbezogenen Unterricht, die Lehrkräfte z.B. durch schulinterne Lehrerfortbildungsmaßnahmen erworben. Alle Mitglieder der Schule haben diese Kompetenzen auch durch gesundheitsbezogene Handlungsmöglichkeiten, die die Schule in ihrer baulichen Realität und materiellen Umwelt (z.B. Pausenhof als Ruhehof, Entspannungsraum, Cafeteria) bietet, ausbilden und verfestigen können. Sie haben außerdem Fähigkeiten erworben, durch die sie sich in der Schule so einrichten können, dass sie sich während ihrer Tätigkeit wohl fühlen, dass sie sich adäquat mit den schulischen Anforderungen auseinander setzen können und sich in angemessener Weise durch sie herausgefordert fühlen. Sie empfinden zudem Befriedigung während ihrer Tätigkeit, weil sie sich in ihr auch selbst verwirklichen können.
  • Gesundes psychosoziales Schulklima: Das Miteinander der Menschen in der Gesundheitsfördernden Schule ist von Akzeptanz, Verständnis und Authentizität geprägt. Zumindest ist das Bemühen darum deutlich erkennbar. Schüler sind im positiven Sinne aneinander interessiert, ebenso die Lehrerinnen und -lehrer untereinander. Auch die Kontakte zwischen Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern sind aufgeschlossen und von Wohlwollen gekennzeichnet. Alle sind am gemeinsamen psychosozialen Wohlergehen interessiert.

Funktionen und Organe

Die Schulprojektkoordination:

Sie übernimmt in der Gesundheitsfördernden Schule vielfältige Aufgaben. Sie ist Zentrale für gesundheitsrelevante Aktivitäten und Maßnahmen in der Schule. Sie sammelt, sichtet und bereitet gesundheitsbezogene Informationen für die Schule aus Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit auf.

Zugleich stellt sie auch den Kontakt zu möglichen außerschulischen Kooperationspartnern und "Unterstützern" her (Jugendamt, Sportvereine, Kirchen, Krankenkassen etc.). Öffentlichkeitsarbeit ist eine ihrer Daueraufgaben.

Wesentliche Aufgaben in der Schule bestehen im Propagieren der Idee der Gesundheitsfördernden Schule in der Lehrerinnenschaft, beim nicht-unterrichtenden Personal, in der Schüler- und Elternschaft. Sie wird auch eine Bedürfnis- und Erwartungsanalyse initiieren, in der alle an der Schule beteiligten Personen und die erreichbaren Eltern ihre gesundheitsbezogenen Bedürfnisse und Wünsche benennen können, die sie mit ihrer Schule verbinden.

Ebenso wird sie eine Bestandsaufnahme anregen, in der alle gesundheitsbezogenen Aktivitäten der Schule zusammengetragen werden. Die Analyseergebnisse sind Grundlage des einzuberufenden Gesundheitsplenums, das von der Schulprojektkoordination vorbereitet und moderiert wird, wenn nötig mit einer/m externen Moderator/in

Das Gesundheitsplenum:

Die Mitglieder dieses Plenums, das aus legitimierten Vertretern der verschiedenen Personengruppen der Schule besteht, diskutiert und bewertet die gesundheitsbezogenen Maßnahmen und Projekte und macht Vorschläge zur Veränderung der Schule.

Das Plenum verabschiedet auch in größeren Zeitabständen einen "Gesundheitsfahrplan" der Schule. In ihm sind die beschlossenen Aktivitäten, die Personen, die sie bearbeiten sollen und die Zeiträume, in denen sie verwirklicht werden sollen, festgehalten. In diesem Plenum wird Gesundheitsförderung ausgehandelt.

Hier finden Prioritätensetzungen statt, hier wird über die Wichtigkeit von gesundheitsbezogenen Bedürfnissen und Interessen entschieden. Da es sich hier um sehr wichtige Kommunikationsprozesse handelt, die sensibel und gerecht behandelt werden müssen, prüft die Gesundheitsfördernde Schule jeweils, ob es notwendig ist, eine/n externe/n Moderator/in hinzuzuziehen.

Da diese Entscheidungen in der Gesundheitsfördernden Schule demokratisch zustande kommen, da Gesundheit hier als ein gemeinschaftliches Gut behandelt wird, und da es der Schule darum geht, den Beteiligten realistische Chancen zur Einmischung und Mitgestaltung ihrer Schule zu eröffnen, werden zentrale Anliegen der Ottawa-Charter erfüllt. Hier konkretisiert sich die Idee einer emanzipatorisch verstandenen Gesundheitsförderung.

Die Gesundheitsarbeitsgruppen planen und führen Projekte durch:

Die vom Gesundheitsplenum benannten und von der Schulkonferenz legitimierten Arbeitsgruppen bearbeiten in der Gesundheitsfördernden Schule die für die Schule wichtigen Themen. Über den Verlauf und die Ergebnisse berichten sie dem Plenum.

Anmerkungen:

(1) vgl. Paulus, P. (1996). Schulische Gesundheitserziehung und Gesundheitsförderung. Grundsätze und Anregungen für die Schulpraxis. Herausgegeben vom Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt. Magdeburg: Kultusministerium
Das technisch-instrumentelle Subsystem der Gesundheitsfördernden Schule

Hier geht es um die Prozesse und Abläufe, in denen sich Verwaltung, Unterricht und Schulleben "abspielt", und es geht um die "physischen Mittel" (Gebäude, Geräte, Möbel etc.), die die Gesundheitsfördernde Schule auszeichnen bzw. die sie einsetzt und benutzt.

Die Ablaufstruktur der Gesundheitsfördernden Schule ist partizipativ geplant:

Nach dem bisher entworfenen Bild ist klar geworden, das das Thema Gesundheit in der Gesundheitsfördernden Schule keines ist, was auf Einzelinteressen beruht oder was eine "Pressure-Group" zum Thema gemacht haben möchte.

Alle Betroffenen sind zur Beteiligung aufgerufen. Das Thema und die Umsetzung ist das Ergebnis gemeinsamer, sorgfältig abgestimmter Überlegungen und Planungen. Es herrscht eine Transparenz der Entscheidungen und ihrer Gründe.

Inhaltlich sind alle Prozesse gesundheits-förderlich ausgerichtet:

Dies gilt für die Verwaltungsabläufe, wie für die Arbeitsorganisation der nicht-unterrichtenden Kolleginnen und Kollegen, genauso wie für den Schulalltag der Lehrkräfte, sowie der Schülerinnen und Schüler.

Auf der Ebene des Unterrichts betrifft dies nicht nur die Unterrichtstafel, -planung und -organisation, sondern auch die Methodik und Didaktik des Unterrichts selbst. Wenn es um gesundheitsrelevante Themenstellung geht, werden diese nach modernen gesundheitspädagogischen Konzepten im Unterricht bearbeitet. Die Gesundheitsfördernde Schule achtet darauf, dass nicht nur Gesundheit gelernt wird, sondern auch gesund gelernt wird.Aber nicht nur die Lehr-, Lern- und die anderweitigen Arbeitsprozesse sind gesundheitsförderlich gestaltet, sondern auch die sozial-emotionalen des Schullebens. Die interpersonalen und gruppen-kommunikativen Prozesse verlaufen gesundheitsförderlich. In den Klassen und in der Schule insgesamt werden gesundheitsverträgliche Formen der Gestaltung des Zusammenlebens praktiziert.

Bauliche Realität und materielle Umwelt

Noch bevor ein Besucher etwas von der besonderen Atmosphäre einer Gesundheitsfördernden Schule zu spüren bekommt, wird er die bauliche Realität und materielle Umwelt der Schule wahrnehmen und auch hier schon Veränderungen feststellen können. Denn der Gesundheitsfördernden Schule ist es auch ein Anliegen ihr "materielles Substrat" gesundheitsgerecht zu verändern.

Vielfach sind Schulräume (Flure, Klassenzimmer), Schulmöbel, der Schulhof, Teile des schulischen Umfeldes gesundheitsförderlich gestaltet. Es finden sich Cafeterien, Pausendiscos, Aufenthalts- und Ruheräume. Nicht zuletzt wird auf eine umwelt- und gesundheitsschonende Reinigung der Schule geachtet.

Auf dem Weg zu einer Gesundheitsfördernden Schule

Eine Gesundheitsfördernde Schule zu werden, bedeutet, sich auf den Weg zu machen. Ihre Verwirklichung braucht Zeit, braucht Ideen und Ausdauer. Sie ist nicht durch Beschluss der Schulkonferenz oder in einem einmaligen großen Schritt zu erreichen. Der Weg besteht aus vielen Schritten einer graduellen Annäherung und in gewissem Sinn ist der Weg auch schon das Ziel. Wie Sie mit Ihrer Schule vorgehen können, welche Erfolg versprechenden Vorgehensweisen es gibt, erfahren Sie Hier.

Ulrich Barkholz u.a.: Gesundheitsförderung in der Schule. Ein Handbuch für Lehrerinnen und Lehrer. Soest 1998.