Ausgang:

Ein Lehrer/eine Lehrerin (Schulleitung?) interessiert sich dafür, die Thematik "Gesundheit" bzw. einzelne gesundheitsbezogene Themen stärker als bisher zur Sache der ganzen Schule zu machen.

Ziele:

Am Ende dieser Phase sollten

  • die motivierende Thematik möglichst konkret in Arbeitsfragen transformiert sein
  • die Schulleitung informiert sein
  • möglichst viele Kolleg(inn)en an der Thematik interessiert sein
  • Schülerinnen und Schüler und Eltern über die geplanten Veränderungen informiert sein
  • ein möglichst alle an der Schule Beteiligten umfassendes Diskussionsforum geschaffen sein ("Schulprojektteam")
  • eine erste Übersicht über an der Schule bereits bestehende Projekte vorliegen
  • eine erste Klärung über die zentrale Richtung gewonnen sein

Folgende Schritte können in der ersten Orientierungsphase gegangen werden:

Interessierte verbünden, ein Schulprojektteam bilden

Gewöhnlich sind es einzelne Lehrkräfte, die sich darauf verständigen, dass das Thema "Gesundheit" in ihrer Schule viel grundsätzlicher behandelt werden muss, als dies bislang geschehen ist. Sie sind sich klar darüber, dass ihre Schule verändert werden muss, damit es in ihr gesundheitsförderlicher "zugehen" kann.
Sie bringen diese Idee in die Schulkonferenz ein, regen die Ernennung einer/s Schulprojektkoordinatorin/s an, der/die sich dieses Themas annehmen und hierzu ein erstes Konzept entwickeln soll, über das dann erneut beraten werden soll. Wir empfehlen, diese Aufgabe nicht nur einer Person zu übertragen, sondern mehreren Personen. Sie bilden ein Schulprojektteam.
Mit Hilfe eines solchen Teams kann

  • die vielfältige Projektarbeit auf mehrere Schultern verteilt werden. Dadurch kann ihre Effektivität und Problemlösekapazität erhöht werden.
  • die Projektarbeit Zugang zu verschiedenen Personengruppen und Gruppierungen in der Schule bekommen;
  • die Projektarbeit einen formaleren Rahmen bekommen, durch den Kontinuität und Verlässlichkeit der Arbeit besser gewährleistet werden kann.

Nach den bisherigen Erfahrungen ist es sinnvoll, dass

  • die Mitglieder des Teams verschiedenen Personengruppen der Schule angehören (z.B. auch der Elternschaft). Dadurch können verschiedene Sichtweisen von gesundheitsbezogenen Problemen berücksichtigt werden. Es besteht eine breite Diskussionsbasis, keine Gruppierung muss sich ausgeschlossen fühlen.
  • eine Person der Schulleitung Mitglied ist. Dadurch wird die Arbeit des Teams aufgewertet. Als Person der Entscheidungsebene kann sie helfen, die Anliegen des Projekts in der Schule und außerhalb effektiver zu verbreiten und zu vertreten.
  • auch kritisch eingestellte Kolleginnen und Kollegen mit ins Team aufgenommen werden. Ihre Sichtweise kann kreativ genutzt werden. Außerdem kann dadurch die Akzeptanz des Projektteams im Kollegium erhöht werden.
  • ein innerer Kreis der ständigen Mitglieder des Projektteams gebildet wird und ein erweiterter Kreis, in dem Mitglieder nur von Fall zu Fall mitarbeiten. Ein "fester Kern" von Mitgliedern kann effektiver zusammenarbeiten, da Absprachen leichter getroffen werden können und der Kommunikationsbedarf geringer gehalten werden kann. Damit ist die Chance gegeben, dass sich die Produktivität der Arbeit erhöht.
  • auch schulexterne Partner hinzugezogen werden, die dann aber dem erweiterten Kreis zugehören sollten (1). Sie eröffnen den Bezug zum schulischen und kommunalen Umfeld. Zugleich spiegeln sie Außensichten der Schule wider, die für die Projektplanungen von großer Bedeutung sein können.

Konkrete Arbeitsfragen formulieren:

Wenn Sie Ihre zunächst vielleicht diffusen Gedanken und Ideen in Bezug auf eine Veränderung realisieren wollen, werden Sie auf Unverständnis stoßen, solange nicht eindeutig klar ist, was Sie meinen. Klarheit ist eines der Schlüsselworte für eine erfolgreiche Motivation. Auch wenn Ihnen die Zusammenhänge zwischen der wahrgenommen Situation an Ihrer Schule und einer Veränderung in Richtung auf eine höhere Orientierung an gesundheitsförderlichen Strukturen und Verhaltensmustern klar ist, so bedeutet dies noch nicht, dass auch andere Sie verstehen.
Bei der Umformulierung von allgemeinen Feststellungen oder Problemen auf die Situation der Schule hin entsteht in der Regel bereits eine konkrete Operationalisierung, die es Ihnen ermöglicht, die Ziele Ihres Vorstoßes zu vermitteln. Dies setzt voraus, dass Sie sich zumindest in Ansätzen damit beschäftigt haben, welche Merkmale eine Gesundheitsfördernde Schule besitzt.
Es kann hilfreich sein, diese Umformulierung nicht alleine vorzunehmen. So setzt sich Herr A. mit zwei befreundeten Kollegen zusammen und entwickelt mit Hilfe einer Brainstorming-Technik Formulierungsalternativen.
Frau B. hat sich entschlossen, zunächst für sich selbst Klarheit zu schaffen und benutzt die Visualisierung mit Hilfe einer Mind-Map.

Die Schulleitung informieren:

Geplante und gezielte Veränderung innerhalb einer Schule geht nicht ohne die Unterstützung der Schulleitung. Wir sind allerdings davon überzeugt, dass jede Schulleitung bereit ist, Projekte zu unterstützen, die eine Veränderung des Schullebens in Richtung auf ein Mehr an Gesundheitsförderung und damit auch eine Verbesserung des Schulalltags, eine Qualitätssteigerung mit sich bringen.

Die Idee verbreiten

Die Schulprojektteams stehen vor der Aufgabe, das Konzept der Gesundheitsfördernden Schule bekannt zu machen, Kolleginnen und Kollegen, Schülerinnen und Schüler, das nicht-unterrichtende Personal, die Eltern und externe Partner, wie z.B. Gesundheitsämter, Kirchen, Krankenkassen, Jugendämter und Sportvereine mit der Idee vertraut zu machen und sie zur Mitarbeit bei Aktionen, Initiativen und Projekten zu gewinnen.
Denn ohne eine breite Basis in der Schule und ohne flankierende Unterstützung von außen lässt sich das Konzept der Gesundheitsfördernden Schule nicht verwirklichen. Dann besteht vielmehr die Gefahr, dass es eine Idee und ein Handlungskonzept von einigen wenigen bleibt, die die Schule nicht erreichen und dort keine gesundheitsbezogenen Veränderungen bewirkt (2).
Eine breite Basis lässt sich aber nur gewinnen, wenn von den gesundheitsbezogenen Bedürfnissen und Wünschen der Betroffenen ausgegangen wird und wenn sie sich in ihren Anliegen Ernst genommen fühlen. Deshalb fällt den Projektkoordinator(inn)en eine zentrale Rolle zu.
Ein erfolgreicher Projektstart wird sehr davon abhängen, inwieweit es ihnen gelingt, die Idee der Gesundheitsfördernden Schule überzeugend und glaubwürdig in Verbindung bringen zu können mit der Befriedigung der gesundheitsbezogenen Bedürfnisse und Wünsche der Angesprochenen.
Damit dies gelingen kann, ist eine "Selbstvergewisserung" der Schulkoordinator(inn)en bzw. des Schulprojektteams wichtig. Die Koordinator(inn)en sollten sich deshalb zu Beginn und auch zu späteren Zeitpunkten selbstkritisch fragen:

  • Warum engagiere ich mich gerade für das Projekt Gesundheitsfördernde Schule?
  • Was hat das Projekt mit meinen Bedürfnissen und Wünschen zu tun?
  • Was möchte ich mit dem Projekt in der Schule erreichen?
  • Inwieweit sind meine Bedürfnisse und Wünsche auch die der anderen?
  • So können Sie sich prüfen, ob Ihr Impuls zur Veränderung Gesundheitsmotive hat und mit den Zielen der Gesundheitsfördernden Schule übereinstimmt.

Analyse der eigenen Stärken und Schwächen

In der Anfangsphase ist es für die Projektkoordination sehr wichtig, die eigenen Stärken und Schwächen zu analysieren. Denn ohne ein realistisches Selbst- und Fremdbild und ohne Kenntnis situativer Barrieren und Optionen lässt sich die Umsetzung des Konzeptes der Gesundheitsfördernden Schule vom Projektteam in der jeweiligen Schule nicht sinnvoll planen und umsetzen. Deshalb ist auch bei jedem weiteren Entwicklungsschritt eine Analyse sinnvoll, die Antwort gibt auf die beiden Fragen:

  • "Was sind unsere Stärken, was sind unsere Schwächen?" und
  • "Welche situativen Bedingungen sind förderlich, welche hinderlich?"

Beispielhaft sei eine solche "SWOT-Analyse" demonstriert.

Eine Schulkoordinatorin macht sich mit einer kleinen SWOT-Analyse die Handlungsvoraussetzungen für die Bildung eines Schulprojektteams an ihrer Schule klar.

Möglichst viele Kolleginnen und Kollegen motivieren

Fangen Sie hierzu in kleinen Gruppen an, vielleicht zunächst die Kolleg(inn)en, die mit Ihnen zusammen Ihre Klasse unterrichten oder mit denen Sie zusammen in der Fachkonferenz sind. Oder - noch einfacher - die drei oder vier Kolleg(inn)en, zu denen Sie einen guten Draht haben und mit denen Sie häufiger solche Fragen diskutieren. Sie spüren sicherlich bereits in diesem Kreis den allgemeinen Wunsch nach einer Veränderung der Schul-Arbeit.
Häufig wird innerhalb eines Lehrerkollegiums über die Belastung und Unzumutbarkeit des Berufes geklagt. Nutzen Sie diese Situationen durch gezielte Informationen, um aus den subjektiven Klagen und Wünschen konkrete Ziele zu wecken.

Schülerinnen, Schüler und Eltern informieren

So wenig wie die Veränderung einer Schule funktioniert, wenn sie von der Schulleitung für das Kollegium geplant ist, wird sie funktionieren, wenn sie ausschließlich von Lehrkräften für die Schülerinnen und Schüler entwickelt wird. In der Organisationsentwicklung ist es von großer Bedeutung - wenngleich auch nicht von allen Organisationsentwicklern verstanden, die von Veränderungen Betroffenen auch zu Beteiligten an den Veränderungsprozessen zu machen.
Das frühe Einbeziehen in den Entwicklungsprozess einer Schule hat vielfältige Vorteile: Es schafft ein hohes Maß an Verantwortung für diese Veränderungen, das Spektrum der Ideen und Anregungen wird erweitert und die Menge an zur Verfügung stehenden Ressourcen wird erheblich vergrößert, vor allem, da in der Elternschaft oft auch Berufe vertreten sind, die für die anstehenden Fragen Spezialisten sind.
Genauso bedeutsam ist allerdings auch, dass das hier zu Grunde liegende Gesundheitsverständnis ein hohes Maß an Selbstverantwortlichkeit für die eigene Person fordert, so dass die Übernahme der Verantwortung für die eigene Gesundheit Bestandteil dieses Konzeptes ist. Hilfreiche Methoden können hier sein:

  • Info-Input
  • Unterrichtsbeiträge
  • Einladung der SV

Eine Projektgruppe installieren

Die ersten Schritte haben schon deutlich gemacht, dass Schulveränderung nur gemeinsam verwirklicht werden kann. Sollen Veränderungen für alle Mitglieder des Systems Schule von Bedeutung sein, so ist es sinnvoll, eine Arbeitsgruppe zu schaffen, in dem auch die verschiedenen Gruppierungen vertreten sind. Eine solche "Projektgruppe Gesundheit" kann zwar klein anfangen, sie wird aber keine umfassende Wirkung haben, wenn nicht die verschiedenen Strömungen zu Wort kommen können und in ihren Anliegen auch Ernst genommen werden.
Bliebe die Steuergruppe eine "Fan-Gruppe Gesundheit", ist das Risiko sehr hoch, dass die geplanten Aktivitäten an der Mehrheit der Schulmitglieder vorbeigehen.
Spätestens hier wird deutlich, dass in der Anfangsphase eines solchen Unternehmens "gesunde Schule" von den Befürwortern auch ein gerüttelt Maß an Mehrarbeit gefordert ist.
Gleichzeitig sollte - wo immer möglich - über sinnvolle Einsparungen an Arbeitskraft nachgedacht werden. Solange das Veränderungsprojekt noch kein Projekt der ganzen Schule ist, lassen sich auch die Verantwortlichkeiten nur schwer auf alle verteilen. Optimal in einer solchen Aufbauphase ist, wenn das Kollegium beschließt, die Schulleitung zu beauftragen, die anfänglich aktiven Kolleg(inn)en angemessen zu entlasten (z. B. bei der Stundenplangestaltung darauf zu achten, dass Springstunden parallel liegen und diese nicht durch Vertretung zu blockieren u.ä.).

Zentrale Richtung klären

Mit den anderen am Veränderungsprozess Beteiligten sollten Sie nicht versuchen, die gesamte Schule "auf einen Schlag" zu reformieren, sondern sorgfältig klären, in welchen Bereichen der Schule Sie bereits vorhandene gesundheitsförderliche Merkmale stärken oder den Aufbau noch fehlender Merkmale anregen können.
Dazu ist es notwendig, sich gemeinsam auf eine erste größere Zielrichtung zu verständigen, auf die hin dann die folgenden Aktivitäten ausgerichtet sind. Somit ist der hier beschriebene Veränderungsprozess auch nicht im Sinne eines einmaligen Durchlaufes gedacht, sondern er wiederholt sich mit den jeweiligen neuen Zielsetzungen.
Für diesen Handlungsschritt bieten sich eine Reihe erprobter Moderationsmethoden an:

  • Kartenabfrage
  • Punkten
  • Entscheidungsfindung
  • Visualisierung

Anmerkungen:

(1) Nach Grossmann & Skala (1994, S. 96f) ist es sinnvoll, Personen in das Team mit aufzunehmen, die unterschiedliches "Kapital" einbringen können. Sie differenzieren nach Personen, die über "Wissens-", "Entscheidungs-", "Beziehungs-" und "Betroffenheitskapital" verfügen.
(2) Vgl. Barkholz & Homfeldt (1994): Gesundheitsförderung im schulischen Alltag. Weinheim und München (Juventa)